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"CNN, du bist betrunken!"

Von Christina Böck

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Durch die Konkurrenz der Sozialen Medien müssen traditionelle Medien immer wieder neue Strategien erfinden, um sich im Match um die Leser-Aufmerksamkeit zu behaupten. Eine der eher fragwürdigen Strategien fällt in letzter Zeit gehäuft auf. Neuerdings kann nämlich keine Meldung banal genug sein, um nicht als "Breaking News" oder Eiltmeldung durchzugehen. Der US-Nachrichtensender CNN hat den letzten Höhepunkt in einer Serie von kuriosen journalistischen Entscheidungen am Wochenende geliefert: Auf dem Twitter-Account von CNN wurde als "Breaking News" vermeldet, dass Oreo, eine der Katzen von US-Vizepräsidenten Mike Pence, gestorben sei. Die Leser-Aufmerksamkeit war dem Sender sicher, aber wohl nicht ganz so, wie man sich das als seriöses Medium wünschen würde. Denn die User kamen nicht umhin, die Dringlichkeit der Angelegenheit anzuzweifeln. Eine meinte ironisch: "So sad. Ich werde nie vergessen, wo ich war, als mich diese Nachricht erreichte." Ein anderer diagnostizierte: "Das sind keine Breaking News. Geh nach Hause, CNN, du bist betrunken." Einer konnte sich eine Anspielung auf das zweideutige Diktum vom Pussy-Grabbing (Pussy kann man bekanntlich als harmloses Kätzchen und als kolloquiale Form der Vagina übersetzen) nicht verkneifen: "Wurde sie von Trump zu fest begrapscht?" Einer freilich brachte auf den Punkt, was das übertriebene Vorpreschen mit nichtigen Meldungen in letzter Konsequenz mit sich bringt - einen rapiden Imageverlust: "Man sagt ja, es sterben immer drei hintereinander: 1. Adam West. 2. Oreo Pence. 3. CNNs Integrität."