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CO 2 -Bilanz wird schlechter

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Energiebedarf verlagert sich weg von den OECD-Ländern. | Kohle-Nachfrage in China enorm. | Wien. Die gute Nachricht: Das Wachstum des weltweiten Energiebedarfs hat sich 2006 etwas verlangsamt - nach im Schnitt jährlich mehr als 3 Prozent seit der Jahrtausendwende gab es im letzten Jahr "nur" ein Energiebedarfsplus von 2,4 Prozent, obwohl das Weltwirtschaftswachstum mit 5,3 Prozent so hoch ausfiel wie seit 1973 nicht mehr. Vor allem die OECD-Länder konnten den relativen Energieeinsatz pro BIP-Einheit verringern.


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Die schlechte Nachricht: Der CO 2 -Ausstoß des Energiesektors ist intensiver geworden - mit einem Plus von 3,2 Prozent stieg der gleich dreimal so stark wie im Schnitt der Fünf-Jahresperiode davor. Grund dafür war vor allem, dass der Primärenergieträger Kohle deutlich stärker eingesetzt wurde, vor allem in China.

Trotz des leichten Sinkens der Energieintensität der Weltwirtschaft und einer 2006 nur schwach gestiegenen Nachfrage nach dem nach wie vor bedeutendsten Primärenergieträger Öl sieht der Londoner BP-Analytiker Kevin J. Goodwin in absehbarer Zukunft keinen Rückgang der hohen Ölpreise. "Die geopolitischen Sorgen - Nahost, Iran, Irak - und Krisen in Ländern wie Nigeria oder auch Venezuela bleiben bestehen, auch wenn die Hurrikansaison und der Winter milde ausfallen", sagte Goodwin am Dienstag bei der Präsentation des 56. jährlichen WeltEnergieberichts des britischen Ölriesen BP.

Bedenken, dass die weltweite Produktion mit der wachsenden Nachfrage nicht Schritt halten könnte, hat er keine, auch die Reservesituation bei Öl- und Gas bleibt stabil: "Die Vorräte bei Öl reichen mindestens 40 Jahre, die bei Gas mindestens 60 Jahre - das ist seit 20 Jahren so".

Die wichtigten Trends des Jahres 2006 dürften sich nach Ansicht der BP-Statistiker auch mittelfristig fortsetzen: Das weltweite Wirtschaftswachstum wird die Nachfrage nach Energie antreiben; Kohle wird auch in den kommenden Jahren der am raschesten wachsende Energieträger bleiben; die Entwicklungs- und Schwellenländer ("Non OECD") werden beim Wachstum weiterhin den Takt vorgeben; insgesamt wird die weitere Verlagerung des Energieverbrauchs weg von den OECD-Ländern - die USA hatten 2006 sogar einen Rückgang ihres Primärenergieeinsatzes verzeichnet - zu einer höheren CO 2 -Belastung für die Welt führen.

Was der "durchaus preissensitiv" funktionierende Markt deshalb brauche, sei der "richtige" Preis für einen möglichst weltweit ausgedehnten CO 2 -Zertifikate-Handel. Was der "faire" oder "richtige Preis" sei? "Eine schwere Frage, aber der richtige CO 2 -Preis hätte den Switch hin zur Kohle verhindert oder gebremst".

Während der Erdölverbrauch 2006 nur um 0,7 Prozent zulegte und die weltweite Produktion trotz beispiellos hoher Preise nur um 0,4 Prozent zunahm, wuchs der Kohleeinsatz weltweit um mehr als 4 Prozent. In China, das mittlerweile für 40 Prozent der Welt-Kohleproduktion steht, stieg der Kohlebedarf um fast 9 Prozent.

Erdgas wiederum legte um 2,5 Prozent zu - was dem Durchschnittswachstum der letzten zehn Jahre entsprach. Hohe Steigerungen gab es hier in Russland und ebenfalls in China. Die übrigen Energieträger legten nur leicht zu: Kernenergie verzeichnet einen Produktinsanstieg um 1,4 Prozent, Wasserkraft um 3,2 Prozent. Die installierte Windkraft-Kapazität stieg 2006 zwar um 25 Prozent, deckt aber immer noch erst knapp 1 Prozent des weltweiten Strombedarfs.

Infos: www.bp.com/statisticalreview