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Querdenkerin der Woche ist diesmal Carolyn Christov-Bakargiev. Das ist die künstlerische Leiterin der Documenta und sie hat gewagte Ideen in Sachen direkte Demokratie. Sie fordert nämlich ein Wahlrecht für Erdbeeren. Sie findet zwar auch, dass, wenn Frauen wählen dürfen, auch Hunden das Wahlrecht zustünde: "Warum nicht? Gehört die Welt denn weniger den Hunden als den Frauen?" Aber es gibt die leise Hoffnung, dass sie das nicht so himmelschreiend hirnlos gemeint hat, wie es hier klingt.
Erdbeeren also. Wäre die Welt tatsächlich eine bessere, wenn Pflanzen und Tiere in der Politik mitreden könnten? Kommt wahrscheinlich drauf an. Vertraut man sich der total entspannten "Golden-Retriever-Partei" an, kann man vielleicht mit der Legalisierung von Marihuana rechnen. Doch wären die Retriever wohl auch so eine Art Piraten wider Willen, wie der Fall jener sieben (!) Hundeblondinen in Oberösterreich gezeigt hat, die einer Einbrecherbande beim Hausausräumen freundlich zugeschaut haben.
Aber Erdbeeren? Auf die verblüffte Nachfrage des Journalisten von der "Süddeutschen" hat Christov-Bakargiev geantwortet: Die Frage sei nicht, "ob wir Hunden oder Erdbeeren die Erlaubnis zum Wählen erteilen, sondern WIE eine Erdbeere ihre politische Intention vorbringen kann." Wenn man ihr viel vorwerfen kann, aber da hat sie fraglos recht. Andererseits: Wer weiß, vielleicht gibt es ja schon Schläferzellen in Erdbeerland und Mieze Schindler hat sowieso immer schon so nach Codename geklungen.