Insgesamt vier Bewerber auf der Shortlist, auch Paierl mit Chancen.
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Wien. Am Donnerstag dürfte die Vorentscheidung bei der Kür des neuen ÖIAG-Chefs fallen. Vier Kandidaten haben es in die Finalrunde geschafft. Sie müssen sich am Donnerstag einem Hearing vor dem Personalausschuss des ÖIAG-Aufsichtsrats stellen. Erwartet wird, dass da bereits entschieden wird, wer Markus Beyrer als Alleinvorstand der Staatsholding nachfolgt. Die Aufsichtsratssitzung am Freitag dürfte deshalb nur noch eine Pflichtübung sein, diese Entscheidung offiziell "abzustempeln".
Folgende Bewerber hat der Personalberater Egon Zehnder auf die Shortlist gesetzt: Ex-AUA-Vorstand Peter Malanik, den einstigen steirischen ÖVP-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl, den früheren Chef der Österreich-Tochter von Hewlett Packard, Rudolf Kemler, und den ÖIAG-Chefjuristen Günther Leonhartsberger. Nicht darunter ist der Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger, der sich als einer von insgesamt 16 Interessenten ebenfalls beworben hatte.
Wie die "Wiener Zeitung" im Umfeld der staatlichen Industrieholding erfahren hat, soll Kemler die mit Abstand besten Chancen haben, das Rennen zu machen. Er wurde am Mittwoch als heißester Anwärter gehandelt. Einer seiner Vorteile: Mit Parteipolitik hat der 56-Jährige - im Gegensatz zu Paierl - nichts am Hut. Im ÖIAG-Aufsichtsrat, der seit der ehemaligen schwarz-blauen Koalition auf seine Unabhängigkeit pocht und daher von politischen Zuflüstungen alles andere als angetan ist, dürfte das gut ankommen.
Obendrein ist Kemler, der auch eine Vergangenheit als Siemens- und General-Electric-Manager hat, gut mit der Industriellenvereinigung (IV) vernetzt. Ebenfalls ein Plus, denn die IV betrachtet die ÖIAG als "Erbpacht". So wird der Aufsichtsrat von Leuten aus ihren Reihen dominiert. Bei der letzten Kür des ÖIAG-Chefs kam Beyrer, der nun nach Brüssel wechselt, um dort Generaldirektor der europäischen Arbeitgeberorganisation "Businesseurope" zu werden, zugute, dass er über viele Jahre Generalsekretär der IV war.
AUA als Handicap für Malanik
Wie aus informierten Kreisen zu hören ist, will sich die Politik bei der jetzigen Personalentscheidung heraushalten. Paierls Chancen, im ÖIAG-Chefsessel Platz zu nehmen, sollen deshalb erheblich gesunken sein. Die ÖVP-Spitze würde den Ex-Landesrat, der zusammen mit Magna den steirischen Autocluster aufgebaut hat, gerne als neuen ÖIAG-Boss sehen. Für die IV soll Paierl allerdings ein rotes Tuch sein, vor allem wegen seiner Vergangenheit als Politiker und seiner noch immer starken Verbindungen zu seiner Partei.
De facto keine Chancen werden Leonhartsberger eingeräumt. Und auch Malanik dürfte leer ausgehen. Obwohl unter den Bewerbern anfangs favorisiert, soll ihm das "Odium der AUA, die keine Erfolgsstory war", anhaften, wie es ein Insider im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" formuliert.