Früherer Comtel-Eigner Frantsits über die Fehler beim "Indien-Charter".
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Wien. Die mutmaßliche Pleite der Wiener Mini-Airline Comtel um Richard Fluck, die mit einem Indien-Charter eine Bruchlandung hinlegte, sorgt für Turbulenzen.
Der Pharmaunternehmer Werner Frantsits, Vorstandschef der Sanochemia AG, hat am Freitag einen Schlussstrich unter das Kapital Comtel gezogen und seine frühere Funktion als Gesellschafter aus dem Firmenbuch löschen lassen. "Die Herrschaften haben in elf Monaten zunichte gemacht, was wir in 20 Jahren aufgebaut haben", sagt Frantsits zur "Wiener Zeitung". "Ich wurde von der Geschichte völlig überrascht. Ich habe im Dezember 2010 die Mehrheit an Comtel an die indisch-österreichische Gruppe abgegeben, die mussten dafür eine Kapitalerhöhung zeichnen, und auch meine restlichen 25 Prozent habe ich an Herrn Fluck abtreten." Nachsatz: "Zugleich gab es eine Vereinbarung mit den Indern, dass sie noch 1,6 Millionen Euro in das Unternehmen einbringen." Dieser Einschuss ist laut Frantsits offenbar nicht erfolgt, obwohl das die Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Indien-Linie gewesen wäre. "Fluck hat trotzdem die Flüge aufgenommen. Er hat den Fehler gemacht, dass er deren Zusicherung vertraut hat, und die haben ihn offensichtlich aufs Kreuz gelegt", sagt der frühere Comtel-Eigentümer. "Der Herr Fluck hat das vergeigt."
Die britischen Inder
Comtel war eigentlich nur der Carrier für die britische Astonbury Ltd mit Sitz Ilford, Essex, die als "Skyjet" bzw. "Skyjet Travel" Tickets von Birmingham via Wien nach Amritsar, Indien, verkaufte. Kunden waren vor allem Sikhs, von denen rund 230.000 in Großbritannien leben. In Amritsar steht der Goldenen Tempel, eines der Heiligtümer der Sikh-Religion. Auf der Annahme, dass die Sikhs zumindest einmal im Jahr den Tempel besuchen, dürfte das Comtel-Modell aufgebaut gewesen sein.
Laut Frantsits sollten die Inder auch die Subleasingraten für zwei Boeing 575-200 der Mint Air begleichen. Unterm Strich blieb der Geschäftspartner Comtel aber 800.000 Euro schuldig. Von den britischen Indern dürfte kein Geld mehr kommen. Laut britischer Zivilluftfahrtbehörde CAA hat Astonbury/Skyjet das Geschäft eingestellt. Bei der CAA können Kunden ihre Forderungen anmelden.