Bieterzuschlag sollte während der Fußball-EM erfolgen. | Monegassische Bank auch im Pulk der Interessenten? | Wien. Beim Verkauf der noblen Constantia Privatbank (CPB) rückt die finale Entscheidung immer näher. Ab Mitte Juni wird es jedenfalls spannend: Der neue Eigentümer sollte dann noch im Laufe der Fußball-EM feststehen.
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In Agenturberichten hatte es zuletzt geheißen, die Verkaufsentscheidung würde im Mai fallen. Auf Seiten des Verkäufers, der Familie der Turnauer-Tochter Christine de Castelbajac, scheint man es damit freilich nicht allzu eilig zu haben.
"Die nächsten beiden Wochen wird sich da definitiv nichts tun", wurde gestern, Donnerstag, betont. "Es gibt laufend Verhandlungen mit vielen großen Playern. Wir stehen unter keinem Zeitdruck." Der Verkaufsprozess - er wurde zu Jahresbeginn eingeleitet - sei "umfangreich und komplex", hieß es weiter. Ziel sei ein "ordentliches Ergebnis", sprich der bestmögliche Preis.
Angeblich spitzen die Eigentümer auf einen Erlös von mehr als einer Milliarde Euro. In Wiener Finanzkreisen werden diese Preisvorstellungen allerdings für überzogen gehalten.
Grimaldi-Bank dabei?
Nach wie vor im Rennen sollen die beiden europäischen Finanz-Riesen Credit Suisse und Deutsche Bank sein. Dem Vernehmen nach gelten sie als heiße Favoriten für den Zuschlag. Daneben sollen mehrere Investmentfirmen - darunter der US-Fonds Apollo - Angebote gelegt haben. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" soll überraschenderweise aber auch ein monegassisches Geldinstitut, das angeblich dem Fürstenhaus der Grimaldis nahesteht, nach der CPB greifen. So wie die Constantia, die ausschließlich betuchte Klientel zu ihrem Kundenkreis zählt, sind im Zwergenstaat Monaco so gut wie alle Institute ebenfalls im Private Banking tätig.
Größtes Asset des unmittelbar vor dem Verkauf stehenden Wiener Bankhauses sind die lukrativen Management-Verträge mit Immofinanz und Immoeast, zwei fondsähnlichen Immobiliengesellschaften, deren Aktien an der Börse notieren. Bank und Management-Verträge mussten in den Angeboten gesondert ausgepreist werden. Der Verkäufer will sich damit alle Optionen freihalten. Bank und Management-Verträge werden demnach entweder im Gesamt-Paket oder getrennt veräußert.
Denkbar wäre, dass sich deswegen zuletzt auch Bietergemeinschaften gebildet haben - um beim Preis die Nase vorn zu haben. Denn zumindest bis vor kurzem soll es noch so gewesen sein, dass ein Teil der Bewerber nur an der Bank interessiert war und der andere Teil lediglich an den Management-Verträgen, mit denen automatisch die zig-milliardenschwere Immobiliensparte kontrolliert werden kann.
Von Erfolgen verwöhnt
Die Constantia Privatbank wurde vor 22 Jahren von dem legendären Industrie-Magnaten Herbert Turnauer (1907-2000) gegründet. Sie beschäftigt rund 240 Mitarbeiter. 2007 konnte das bereits neunte Rekordjahr in Folge verbucht werden. Die verwalteten Kunden-Gelder lagen mit rund 35 Milliarden Euro um etwa 50 Prozent höher als 2006.