Kroatische Auctor will "alle Dokumente" offenlegen. | Consultants spielte zentrale Rolle bei den Immobiliengeschäften der Kärntner Bank. | Wien. Dass die Kärntner Staatsanwaltschaft den Verkauf der sogenannten Consultants-Sparte der Hypo Group Alpe Adria im Jahr 2007 unter die Lupe nimmt, lässt die Wogen hochgehen. Der damalige Käufer, die kroatische Investmentfirma Auctor, will nun "absolut alle Dokumente" in Zusammenhang mit der geheimnisumwitterten Transaktion der Öffentlichkeit zugänglich machen.
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Wie die "Wiener Zeitung" exklusiv berichtet hat, ermittelt die Justiz wegen des Verdachts der Untreue. Möglicherweise sei der Verkauf absichtlich zu einem zu niedrigen Preis und zu ungünstigen Konditionen für die Hypo erfolgt, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft in Klagenfurt. Ermittelt wird gegen "Verantwortliche der Bank".
Die Hypo wollte sich dazu nicht äußern, seitens Auctor wies man am Montag aber jedenfalls zurück, dass es Malversationen gegeben haben könnte. Das Auctor-Management betont, den Zuschlag im Rahmen einer - mehr als ein Jahr dauernden - Ausschreibung erhalten zu haben. Das Verfahren sei von "unabhängigen Beratern aus Wien" geleitet worden, kein Konkurrent habe später die Vergabe angefochten.
"Keine Hypo-Kredite"
Insider hatten zuletzt über "Packelei" berichtet. Bessere Angebote internationaler Fonds wären ignoriert worden. Auch dass der Kauf - wie Eingeweihte erzählen - durch Hypo-Kredite finanziert worden sei, bestreitet man bei Auctor: Führende europäische Banken ohne Verbindung zur Hypo hätten den Kauf finanziert. Auctor bestätigt allerdings, zuzüglich zum Kaufpreis die bestehenden Kreditverbindlichkeiten der Consultants übernommen zu haben. Insider gehen davon aus, dass es sich dabei um Hypo-Kredite an die einzelnen Projektgesellschaften der Consultants handelt und sprechen von einem Gesamtvolumen - zum Zeitpunkt des Verkaufs - von 250 Millionen Euro. Dazu wollte man sich bei Auctor am Montag auf Nachfrage nicht äußern. Generell kursierende Zahlen zu Verschuldung, Portfolio-Wert und Kaufpreis werden jedoch als "absurd" abgetan.
Tatsache ist, dass die BayernLB, die kurz nach dem Consultants-Verkauf die Mehrheit an der Kärntner Hypo übernommen hat, den Kaufpreis oder zumindest einen Teil davon den Altaktionären zukommen ließ: Diese erhielten dafür eine Sonderdividende von 50 Millionen Euro.
In der Consultants-Gruppe waren Immobilienbeteiligungen der Hypo auf dem Balkan geparkt. Die Gruppe, die in mehreren Balkan-Staaten sowie in Österreich und Liechtenstein Töchter hatte, spielte lange Zeit eine zentrale Rolle für die Kärntner Bank.
Job-Abbau droht
So sind Projekte, bei denen die Hypo als finanzierende Bank um Kredite fürchten musste, in Unternehmensbeteiligungen umgewandelt und in die Consultants verschoben worden. Damit musste die Bank die Kredite nicht abschreiben. Diese Vorgehensweise gilt bei Experten als umstritten.
Auctor hat die Consultants-Töchter in Serbien und Bosnien an die MPC-Holding des serbischen Immobilien-Magnaten Petar Matic weiterverkauft. MPC hat dafür angeblich einen Hypo-Kredit erhalten. Neben Auctor soll auch ein kroatischer Tabakkonzern an dem ursprünglichen Consultants-Kauf beteiligt gewesen sein. Das Konsortium sei vom ehemaligen Consultants-Kroatien-Chef Damir Farkas geführt worden, heißt es. Weder Farkas noch MPC waren für eine Stellungnahme erreichbar.
Der Hypo selbst droht indes ein massiver Stellenabbau. Am Montag wurde ein Grundsatzbeschluss für die Einrichtung einer Arbeitsstiftung gefasst.