Nun ist es fix: Die deutsche Continental AG plant, das Semperit-Werk in Traiskirchen mit Jahresmitte 2002 zu schließen. Damit gehen zunächst 950 Arbeitsplätze in einer ohnehin strukturschwachen Gegend verloren.
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Die übrigen 400 Stellen bleiben zunächst erhalten. Rund 300 Personen bleiben zumindest noch nächstes Jahr in der Fertigung von Mischungen und Stahlgewebe beschäftigt, langfristig sollen jedoch nur rund 100 Vertriebsmitarbeiter am Standort bleiben, sagte Conti-Vorstand Hans-Joachim Nikolin gestern Mittag bei einer Pressekonferenz in Wien. Ausständig ist noch der Beschluss des Aufsichtsrates, der am 19. Dezember fallen soll. Für die Schließung habe man laut Nikolin einen "zweistelligen Euro-Millionenbetrag" zurückgestellt. Laut der Agentur vwd hat Konzernchef Manfred Wennemer die Kosten für den Sozialplan auf 70 Mill. Euro beziffert.
Das strategische Ziel des Konzerns, mindestens 50% der Produktion in Niedriglohnländern herzustellen, werde mit der Schließung Traiskirchens knapp erreicht. Ursache für die Schließung sei jedoch der Nachfrageeinbruch bei Pkw- und Lkw-Reifen gewesen, so der Conti-Vorstand. Die Produktion in Traiskirchen sei seitens der Konzernführung längst darauf ausgelegt gewesen, das Werk zu schließen, kontert dagegen Betriebsrat Alfred Artmäuer verärgert. Wie Conti werde auch Semperit, bedingt durch die Unterauslastung, heuer rote Zahlen schreiben, allerdings "nur marginal", so der Belegschaftsvertreter. Bisher habe Semperit positiv bilanziert, insgesamt habe das Traiskirchner Werk der Konzernmutter seit dem Erwerb vor 16 Jahren rund 6 Mrd. Schilling eingebracht, betonte auch Traiskirchens Bürgermeister Fritz Knotzer.
Diese "Fehlentscheidung" Contis werde den Aktionären schaden und sei eine Katastrophe für die Region. Nicht zu unterschätzen seien die Konsequenzen für den Arbeitsmarkt im Bezirk Baden: Mit den gekündigten Semperit-Mitarbeitern werde die Arbeitslosenrate einen Spitzenwert erreichen. Zusätzlich würden Jobs bei Semperit-Zulieferfirmen wegfallen, warnt der Betriebsratschef.
Bei der gestern Nachmittag abgehaltenen Betriebsversammlung, bei der mögliche Protestmaßnahmen der Traiskirchner Belegschaft besprochen wurden, gab sich der Betriebsrat kämpferisch. "Die Belegschaft hat nichts mehr zu verlieren", so Artmäuer.