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Natürlich hat das Vergessen seine Vorzüge. Keiner hat sie schöner beschrieben als Johann Wolfgang von Goethe. Mit jedem Atemzug durchdringe "ein ätherischer Lethestrom unser ganzes Wesen, sodass wir uns der Freuden nur mäßig, der Leiden kaum erinnern", schrieb der Dichterfürst. "Diese hohe Gottesgabe habe ich von jeher zu schätzen, zu nützen und zu steigern gewusst."
Fraglich aber, was der "Faust"-Autor von einer gewissen Gedächtnisschwäche des Internets gehalten hätte. Nun muss man natürlich sagen: Das Web vergisst nichts, jedenfalls kein Futzerl nützlicher Userdaten. Ein Mark Zuckerberg könnte nicht nur meine Handynummer aus dem Ärmel schütteln, sondern auch die Windelpräferenz meiner Cousine dritten Grades.
Was das Netz aber mit Vorliebe verjuxt, ist die Zustimmung zu Cookies. "Wir brauchen Ihre Zustimmung", "Wir respektieren Ihre Privatsphäre", heißt es an allen digitalen Ecken und Enden. Ist zwar eine schöne Sache, bei der Speicherung "personenbezogener Daten" ein Wörtchen mitreden zu dürfen. Nur: Mehr als eines müsste es pro Website nicht sein. Doch stattdessen begrüßt einen ein und dieselbe Homepage bei jedem Besuch mit der immergleichen Gretchenfrage. "Dürfen wir..?", "Können wir..?" Ächz. Ja, ja und nochmals ja! Nehmt meine Daten und schweigt für immer, ihr Cookie-Fenster dieses Planeten!
Freilich, die Welt hat massivere Probleme als dieses. Es wäre trotzdem schön, würde es zeitnah gelöst - jedenfalls, bevor die Altersdemenz irgendwann diesen Job übernimmt.