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COOLes Lernen macht Schule

Von Barbara Ottawa

Politik

Der Weg zur Verschlechterung der Schulen ist mit Schulversuchen gepflastert - könnte man ein Sprichwort umwandeln, doch ab und zu erweisen sich Initiativen als äußerst erfolgreich, wie im Fall des "Cooperativen Offenen Lernens", kurz COOL. Was als Zwei-Personen-Projekt begann, hat sich mittlerweile auf über 20 Schulen ausgeweitet und findet bei Eltern, Jugendlichen aber auch bei den Lehrkräften großen Anklang.


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"Ich wollte nicht mehr Alleinunterhalter spielen. Es war mir zu anstrengend Klassen - wie man sagt - ,im Griff zu haben', die aus so vielen verschiedenen Individuen besteht", erklärt einer der Initiatoren von COOL, Georg Neuhauser, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Nach über 15 Jahren als Biologielehrer hat er 1996 gemeinsam mit Helga Wittwer an der BHAK/BHAS Steyr einen "kleinen Schulversuch" gestartet. Vor einer Woche fand nun in Steyr eine Tagung zum Thema "Cooperatives Offenes Lernen" statt, an der über 400 Interessierte teilnahmen.

"Das Ganze hat einen enormen Schub bekommen", zeigt sich Neuhauser selbst erstaunt über den großen Erfolg des Projektes. Doch die Zustimmung aus Eltern-, Schüler- und Lehrerkreisen spricht für sich.

Was ist COOL?

Die Grundprinzipien von COOL basieren auf dem in den USA entwickelten "Daltonplan", der - sehr vereinfacht gesagt - davon ausgeht, dass es besser ist Aneignungsstrategien zu vermitteln als Lehrstrategien anzuwenden. Kindern und Jugendlichen sollen so schon in der Schule Alltagsfähigkeiten wie Teamarbeit oder Konfliktbewältigung mitgegeben werden.

Ein zentrales Element des "Cooperativen Offenen Lernens" ist die Aufteilung des Unterrichts in freie Arbeitsphasen und sogenannten "gebundenen Unterricht". Das sind sozusagen, die "normalen" Schulstunden, wie sie die meisten kennen. Neuhauser betont jedoch, dass es auch in den meisten gebundenen Stunden keinen reinen Frontalunterricht gibt.

In den sogenannten COOL-Stunden, die etwa ein Drittel der Wochenstundenanzahl ausmachen, können die Jugendlichen dann die Arbeitsaufträge, die sie von diversen Lehrkräften in den gebundenen Stunden erhalten haben, ausarbeiten. Dabei können sich die Schülerinnen und Schüler aussuchen, ob sie die Aufgaben alleine, zu zweit oder in einem Team lösen. Die Lehrkraft soll dabei nicht unbedingt als Anlaufstelle für die richtige Antwort dienen, sondern helfen, einen Lösungsweg aufzuzeigen.

Neuhauser erläutert wieso ersteres gar nicht möglich ist: "Es kann sein, dass in meiner Stunde auch Arbeitsaufträge aus Rechenwesen ausgeführt werden." Die Jugendlichen haben freie Hand mit der Zeiteinteilung. Es gibt allerdings Abgabetermine für die jeweiligen Aufgaben "und die werden streng kontrolliert", betont der Pädagoge.

Neben den offenen Arbeitsphasen besteht das Projekt "COOL" vor allem auch aus einem starken Miteinander zwischen Lehrern und Schülern aber auch zwischen den einzelnen Lehrkräften.

Auch Wirtschaft sieht Vorteile

Anfangs seien die Schülerinnen und Schüler oft skeptisch, doch wenn sie dann einmal ins COOL-Projekt eingebunden sind, sind sie begeistert, berichtet Neuhauser.

Die stärksten Befürworter des innovativen Lehr- und Lernmodells sind für den Pädagogen die Eltern. "Sie spüren, dass durch die Individualisierung des Lernprozesses der Lehrer mehr Zeit für die Schüler hat. Sie empfinden das als zunehmende Wertschätzung." Des weiteren erlebten immer mehr Eltern, vor allem solche, die im mittleren Management tätig sind, "wie wichtig soziale Kompetenzen sind". Viele haben selbst erst vor kurzem Konfliktlösungsseminare besucht. Und so findet COOL auch in der Wirtschaft starke Verbündete, denn Betriebe würden sich freuen, wenn sie Seminare über Teamfähigkeit und andere soziale Kompetenzen nicht mehr teuer zukaufen müssten.

Die meiste Skepsis gäbe es anfangs immer unter den Lehrkräften, so Neuhauser. Doch viele sehen, dass sie es sich mit COOL "leichter" machen können. "Sie gehen entspannter in den Unterricht." Der Arbeitsaufwand davor, und vor allem in der Umstellungsphase sei zwar etwas höher, aber dann habe man mehr Zeit, um auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen und Kontakte aufzubauen - auch zu anderen Lehrkräften.

Die Verbreitung

Heute leiten Neuhauser und Wittwer das "Impulszentrum Cooperatives Offenes Lernen", dass Schulen hilft, COOL an ihren Standorten mit den vorhandenen Kapazitäten umzusetzen. Informieren können sich interessierte aber auch bei den sogenannten Impulsschulen, deren Lehrkräfte einen zwei-jährigen COOL-Lehrgang absolviert haben.

http://cool.schule.at