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Corona: Ein Drittel weist Mangel an Antikörpern auf

Von Alexandra Grass

Wissen
Antikörper machen immun gegen das Virus.
© reuters/Thomas Peter

Chinesische Untersuchung zeigt Einflüsse für Herdenimmunität auf.


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Wien/Shanghai. Schon vor einiger Zeit wurde von Patienten berichtet, die sich nach einer nachgewiesenen Genesung erneut mit dem Coronavirus Sars-CoV-19 infiziert hatten. Wie Forscher der Fudan University in Shanghai nun berichten, sei eine erneute Infektion tatsächlich nicht ausgeschlossen. Einer Untersuchung zufolge weise ein Drittel der Patienten nach ihrer Gesundung nicht genügend Antikörper auf, um gegen eine erneute Erkrankung gewappnet zu sein.

Das Forscherteam untersuchte 175 Patienten aus dem Shanghai Public Health Clinical Centre. Alle hatten sich vollständig von milden Symptomen von Covid-19 erholt. Aus der Studie waren Betroffene aus der Intensivversorgung ausgeschlossen, da viele von ihnen Spenderplasma mit entsprechenden Antikörpern erhalten hatten. Solche Immunglobuline werden vom Immunsystem im Zuge einer Infektion produziert und weisen einzigartige chemische Strukturen auf, um spezifische Erreger zu hemmen. Um geschützt zu sein, muss der Titer - das Ausmaß der im Blut enthaltenen Antikörper - eine bestimmte Höhe aufweisen. Bei einem Drittel der Patienten befand sich der Titer-Wert bei unter 500, erklären die Forscher gegenüber der "South China Morning Post". Für einen umfangreichen Schutz sei dies zu wenig.

Herdenimmunität fraglich

Die Zahl der Antikörper dürfte auch je nach Alter variieren. So fanden die Mediziner bei Menschen zwischen 60 und 85 Jahren wesentlich mehr als in der Gruppe der 15- bis 39-Jährigen. Das geringe Level an Antikörpern könnte den Effekt der Herdenimmunität negativ beeinflussen. Das ist jener Schutzmechanismus einer Population, der entsteht, wenn möglichst viele Menschen gegen eine Krankheit immun sind.

"Es handelt sich um eine nicht peer-reviewte, klinische Beobachtungsstudie. Um ihre Bedeutung einschätzen zu können, benötigen wir mehr Daten aus der ganzen Welt", gibt Studienleiter Huang Jinghe. zu bedenken. Zehn Probanden hätten offenbar so wenige Antikörper aufgewiesen, dass sie im Labor gar nicht erst entdeckt werden konnten.

Antikörpertests noch unsicher

Inwieweit die Sars-CoV-2-Antikörpertests überhaupt zuverlässig sind, ist noch nicht klar. Um sie ranken sich hohe Erwartungen, die sie bislang allerdings nicht so zu erfüllen scheinen. Nicht alle Produkte würden die Anforderungen einer ausreichenden Validierung und Genauigkeit erfüllen, betont der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie, Georg Mustafa. Mit welchen Tests in Shanghai gearbeitet wurde, ist nicht bekannt.