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Corona-Hilfen sorgen weiter für Rückstau bei Firmenpleiten

Von Karl Leban

Wirtschaft

"Erst wenn die freien Kräfte wieder greifen, ist ein normales Insolvenzgeschehen zu erwarten", heißt es bei der Creditreform. Spätestens 2022 sei damit zu rechnen. Eine große Welle scheint indes nicht mehr in Sicht.


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Wären die massiven Staatshilfen nicht gewesen, wäre Europas Wirtschaft im vergangenen Jahr wegen Corona wohl von einer riesigen Pleitewelle erfasst worden. So aber hielt sich die Zahl der Insolvenzfälle in Grenzen und ist inmitten der größten Rezession seit Ende des Zweiten Weltkrieges paradoxerweise sogar geschrumpft - und das ziemlich stark. Wie die Gläubigerschützer der Creditreform für eine am Donnerstag präsentierte Studie erhoben, war die Zahl der Firmenpleiten in Westeuropa 2020 so gering wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Insgesamt rund 120.000 registrierte Fälle bedeuteten einen Rückgang um 26,9 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Weniger Unternehmensinsolvenzen gab es auch in Mittel- und Osteuropa (CEE), dort sank die Zahl um 8,8 Prozent auf rund 44.800 Fälle.

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Laut Creditreform hatte Österreich im Vorjahr mit minus 40,7 Prozent europaweit den stärksten Rückgang bei Firmenpleiten, in Summe rutschten 3.106 Unternehmen in die Insolvenz. Den zweithöchsten Rückgang verzeichnete Frankreich mit 39 Prozent, gefolgt von Dänemark (minus 33,8 Prozent) und Belgien (minus 32 Prozent). Nach den Erhebungen der Kreditschützer entfiel in Österreich fast die Hälfte aller Firmenpleiten auf den Dienstleistungssektor, womit das Land im westeuropäischen Trend lag.

Verwerfungen später sichtbar

Jedenfalls spiegle die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Europa nicht die wahre wirtschaftliche Situation vieler Branchen und Unternehmen wider, heißt es bei der Creditreform unter Hinweis auf die umfangreichen Wirtschaftshilfen sowie krisenbedingte Novellierungen des Insolvenzrechts. In ihrer Gesamtheit dürften die Folgen der durch Corona verursachten Verwerfungen erst in den kommenden Jahren sichtbar werden. Dann sei auch mit "steigenden Insolvenzen" zu rechnen.

Patrik-Ludwig Hantzsch, Chef der Creditreform-Wirtschaftsforschung im deutschen Neuss, erwähnt dabei aber auch, dass viele Firmen in Westeuropa mit einem "starken Puffer" in die Viruskrise gegangen seien. Das zeige die Auswertung der Bilanzkennzahlen von mehr als drei Millionen Unternehmen aus dem Vorkrisenjahr: Demnach seien die Gewinn-Margen und Eigenkapitalquoten 2019 nochmals gestiegen. "Das hat die Stabilität erhöht", betont Hantzsch.

Für Österreich geht Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer der Creditreform in Wien, auch vor diesem Hintergrund unterdessen nicht mehr von einer großen Pleitewelle aus, sobald die staatlichen Unternehmenshilfen auslaufen. "Solange die Eingriffe aufrecht sind, wird sich ohnehin nicht viel tun", erklärt er. "Erst wenn die freien Kräfte wieder greifen, ist ein normales Insolvenzgeschehen zu erwarten." Auch die Bundesregierung ließ zuletzt wissen, dass sie nach dem Ende ihrer Hilfen nicht mit einer großen Welle rechne.

Finanzämter halten vorerst still

Weinhofer schätzt, dass circa 2.000 heimische Firmen dank der Hilfen bisher nicht pleitegegangen sind. "Wann sich der Rückstau auflöst, kann man noch nicht sagen. Aber spätestens 2022 sollten wir wieder einen Anstieg der Insolvenzen sehen." Viel werde dabei auch vom Fiskus und der Sozialversicherung abhängen, wenn diese wieder Insolvenzanträge stellen (von dort kämen in der Regel 95 Prozent aller Insolvenzanträge). Die Aussetzung solcher Anträge sei bis Ende Juni befristet, könnte von der Regierung aber bis Ende September verlängert werden. Weinhofer sieht die Insolvenzzahlen daher vorerst weiter sinken.