Gesundheitsminister Anschober setzt auf Information statt Pflicht zur Steigerung der Influenza-Impfrate. Hygienemaßnahmen sollen bei der Abschwächung der Grippewelle helfen.
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Die kommende Influenza-Saison wird in Verbindung mit Corona für neue Herausforderungen sorgen. Auch wenn das Influenza- und das Coronavirus verschieden sind, ähneln sich die Symptome mitunter so sehr, dass selbst Mediziner oft Probleme haben, diese zu unterscheiden. Auch Doppelinfektionen, bei denen sich die Viren gegenseitig verstärken, sind nicht auszuschließen. Ein Vorteil sei jedoch, dass Hygienemaßnahmen, Abstandsregeln und Mund-Nasen-Schutz, an die man sich in den vergangenen Monaten gewöhnt habe, auch gegen das Influenzavirus helfen, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch in einer Pressekonferenz.
Im kommenden Winter solle das bereits eingelernte Verhalten deshalb gemeinsam mit einer erhöhten Influenza-Impfungsrate dazu beitragen, die gefürchtete Doppelbelastung des Gesundheitssystems so weit wie möglich zu vermeiden, sagte Anschober.
Die Wichtigkeit der Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Grippewelle betonte auch Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien. Schließlich sei die vergangene Grippesaison mit deren Einführung schlagartig zu Ende gegangen.
Geringe Durchimpfungsrate
Die Durchimpfungsrate bei Influenza sei, "höflich formuliert", äußerst gering, sagte der Gesundheitsminister. Im vergangenen Jahr wurden 750.000 Influenza-Impfungen verkauft, was einer Durchimpfung von rund 8,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. Das sei weit unter dem internationalen Schnitt und müsse dringend erhöht werden, so Anschober: "Wir haben uns inzwischen an die Grippe als Normalität gewöhnt. Dass wir etwas dagegen tun können, ist uns nicht mehr so bewusst."
Anschober sprach sich gleichzeitig gegen eine Impfpflicht aus. Menschen, die tiefe Skepsis gegenüber Impfungen haben, könne man nicht dazu zwingen, meinte der Gesundheitsminister. Die Influenza-Impfung in diesem Jahr beschrieb er als "Impfchance". Im Mittelpunkt sollen Informationsmaßnahmen stehen.
Der Influenza-Impfstoff muss zwölf bis 13 Monate vor der nächsten Saison bestellt werden. Das liegt am langwierigen Prozess, den es braucht, um den Impfstoff herzustellen. Für die Herstellung werden speziellen Kriterien unterliegende Hühnereier verwendet. "Jährlich sind mehr als 500 Millionen Eier nötig", erklärte Christa Wirthumer-Hoche vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen. Zudem mutiert das Grippevirus laufend, weshalb der Impfstoff jährlich angepasst, die Impfung jedes Jahr aufgefrischt werden muss. Die Grundlage der Impfstoffentwicklung ist die Beobachtung der Virenentwicklung der vorherigen Grippesaison. Ende Februar gibt die WHO eine Empfehlung ab, in der die Standards für den Impfstoff der kommenden Grippe-Saison angegeben werden, erklärte Wirthumer-Hoche. Danach können die Hersteller mit der Produktion des Impfstoffes starten.
1,1 Millionen Impfdosen
Dieses Jahr wurden aufgrund von Corona ab April Nachbestellungen abgegeben und Restbestände des Influenza-Impfstoffs gekauft. In Österreich stehen zurzeit 1,1 Millionen Impfdosen zur Verfügung, das ist ein Drittel bis 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Geimpft werden sollen zum einen vorrangig Kinder, welche beim Influenzavirus nachweislich starke Überträger seien, sagte Anschober. Deshalb wurde die Grippeimpfung ins Kinderimpfprogramm aufgenommen. Für Kinder gibt es einen Lebendimpfstoff, der in Form eines Nasensprays verabreicht wird. Davon gibt es in Österreich 200.000 Dosen. Dabei wird nach dem "First come, first serve"-Prinzip gehandelt, so Redlberger-Fritz. Seien die Dosen aufgebraucht, müssten sich auch Kinder der Impfung in Form einer Spritze unterziehen. Die zweite Gruppe, die vorrangig geimpft werden soll, sind Personen über 65 Jahre, bei denen beide Erkrankungen besonders schwer verlaufen können. Für diese Gruppe gibt es einen "High-Dose"-Impfstoff, in welchem die vierfache Menge an Antikörpern enthalten sei.
Niemand könne im Moment Antworten darauf geben, ob es genügend Impfstoff geben werde und wie viele Menschen sich impfen lassen würden, sagte Wirthumer-Hoche. Für eine sinnvolle Verteilung der Impfstoffe quer durch Österreich solle aber ein transparentes System sorgen.