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Coronavirus: "Es ist ein Naturphänomen"

Von Christian Rösner

Politik
"Es kann keinen hundertprozentigen Schutz geben", sagt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.
© Stanislav Kogiku

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker über die Sicherheit in den Spitälern in Zeiten von Covid-19.


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Wien. Auch in den Wiener Spitälern wird die Schutzausrüstung - Masken, Handschuhe, Schutzmäntel - knapp. Beim Krankenanstaltenverbund wurden bereits Tests für die Wiederverwertung von Schutzmasken durchgeführt. Am besten sei eine Aufarbeitung mit heißen Dampf geeignet, heißt es. Bei einem Treffen der Sozialpartner wurde darüber hinaus vereinbart, dass Schneiderbetriebe in Wien Schutzmasken für die Spitäler fertigen werden. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", erklärte Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, wie sicher die Wiener Spitäler sind.

"Wiener Zeitung": Herr Hacker, was macht die Stadt Wien, um zu gewährleisten, dass im Gesundheitssystem genug gesundes Personal vorhanden ist, um die Corona-Krise zu meistern?

Peter Hacker: Wir setzen Maßnahmen, die für uns als Verantwortliche und für die gesamte Wiener Bevölkerung schmerzhaft sind: Wir haben eine Zugangskontrolle eingerichtet mit dem Ziel, nur die Leute ins Spital zu lassen, die aufgrund der Diagnose eines Arztes sofort eine Behandlung im Spital benötigen. Wir haben alle aus medizinischer Sicht verschiebbaren Operationen verschoben. Und wir haben radikale Besuchsbeschränkungen eingeführt. Ausgenommen sind nur Besuche für Menschen, die im Sterben liegen, Besuche der Eltern kleiner Kinder und Männer, die bei der Geburt ihrer Kinder dabei sein wollen. Und das obwohl wir wissen, dass Besuche die Genesung von Patienten unterstützen.

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Und dann ist das Spital sicher?

Es kann keinen hundertprozentigen Schutz geben - die Illusion darf keiner haben und dann großartig erschüttert sein, wenn es doch irgendwo positiv getestete Infektionen geben sollte. Und zwar weil wir mit einem Naturphänomen konfrontiert sind, gegen das es derzeit weder Impfungen noch Medikamente wie bei anderen Erkrankungen gibt. Und dieses Naturphänomen können wir alle leider nur in geringem Ausmaß beeinflussen.

Bei der Ärztekammer setzt man zumindest in den anderen Bundesländern auf immer gleichbleibende Teams: Kommt es zu Erkrankungen in einem Team, können die anderen Teams weiterarbeiten, bis die Quarantäne oder die Krankheit beim betroffenen Team ausgestanden ist. Ist das in Wien auch so?

Wo das möglich ist, passiert das sowieso automatisch - vor allem bei OP-Teams. Aber das geht nicht überall, weil wir Mitarbeiter mit unterschiedlichen Arbeitszeiten haben, weswegen es auch wechselseitige Rotationen geben muss.

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Gibt es genug Masken in Wien, bzw. ausreichend Material, damit sich das Krankenhauspersonal schützen kann?

Masken spielen da die geringste Rolle. Masken helfen dem Gesunden als Ansteckungsschutz genau gar nicht. Im besten Fall ist es wurscht, im schlechtesten Fall erhöht die Maske das Ansteckungsrisiko: Wenn du unter der Maske schwitzt und du ständig unter die Maske greifst, um den Schweiß wegzuwischen, dann ist das ziemlich kontraproduktiv. Die Maske hilft nur jemandem, der selber schon krank ist und andere vor seinen Absonderungen schützen will. Wichtig sind sie auch für das Gesundheitspersonal - aber nicht für den Normalbürger.

Gibt es trotzdem genug für das Krankenhauspersonal?

Wir haben Materialbedarf, ja. Und es gibt intensive Beschaffungsbemühungen rund um die Welt, was derzeit durchaus ein Problem darstellt.

Wieso haben wir keine heimischen Erzeuger, etwa was Schutzhandschuhe betrifft?

Ja, wir produzieren in Österreich bei Semperit Handschuhe für die ganze Welt - aber die Handschuhe werden dann in Deutschland desinfiziert und in Polen abgepackt. Wir sind in Europa Bestandteil einer global vernetzten Wirtschaft. Und diese Wirtschaftswege abzuschotten, bringt uns wahnsinnige Probleme - so als würde so etwas das Virus interessieren. Das betrifft übrigens auch den grenzüberschreitenden Verkehr von Mitarbeitern in den unterschiedlichsten Branchen und Bereichen.

Welche Bereiche meinen Sie konkret?

Ich meine konkret die fehlenden Lagerarbeiter in den Supermärkten, die fehlenden Fleischhauer in den Fleisch erzeugenden Betrieben, die fehlenden Arbeiter in den Glashäusern der heimischen Gemüsebauern, die fehlenden 24-Stunden-Betreuungskräfte in der Pflege - überall, wo man hinschaut, sind wir abhängig von diesen Menschen.

Ist es Ihrer Meinung nach nicht notwendig darauf zu schauen, dass keine an Corona erkrankten Menschen nach Österreich kommen?

Ich habe nichts gegen Grenzkontrollen oder, dass positiv getestete Personen in Quarantäne geschickt werden, das ist sogar sehr gescheit. Aber dass es da unabsehbarer Folgewirkungen gibt, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Da wird es sicherlich im gemeinsamen Interesse Änderungen geben müssen.

Wie lange werden die Beschränkungen noch dauern?

Ich habe diesbezüglich eine Studie in Auftrag gegeben, um das auszurechnen und werde in den nächsten Tagen anfangen, darüber zu sprechen.

Gibt es schon Ergebnisse, die eine Tendenz erkennen lassen?

Ein erster Entwurf liegt schon vor, aber ich möchte das noch selber durcharbeiten und erst dann zu beginnen, darüber zu kommunizieren.