Erst 13 von 21 ATX-Unternehmen haben sich den Österreichischen Corporate Governance Kodex - er legt Grundsätze guter Unternehmensführung fest - auf die Fahnen geheftet. Der Regierungsbeauftragte für den Kapitalmarkt, Ex-OMV-Chef Richard Schenz, rechnet damit, dass sich nach und nach auch die anderen börsenotierten Unternehmen anschließen.
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Man müsse den Unternehmen Zeit geben, schließlich sei die Endfassung des Kodex erst im Oktober 2002 veröffentlicht worden, sagte Schenz am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Markus Fichtinger, Geschäftsführer des Aktienforums, sieht in einer "Unternehmensverfassung" ein Mittel zum Zweck. Institutionelle Investoren seien bereit, für Aktien von Unternehmen, die Corporate Governance "leben", mehr zu bezahlen, so Fichtinger. Die durchschnittlichen Kursaufschläge beliefen sich einer McKinsey-Studie zufolge von 41% (Marokko) bis 11% (Kanada). Österreich war in die Untersuchung nicht einbezogen, Fichtinger schätzt den entsprechenden Wert aber zwischen 15% und 20%.
Die Einhaltung des Kodex wird derzeit noch nicht von extern überprüft. In Zukunft sollten dies Analysten, Wirtschaftsprüfer oder Ratingagenturen tun, sagte Schenz.
Der 79 Punkte umfassende Österreichische Code of Corporate Governance besteht aus zwingenden Rechtsvorschriften und Empfehlungen. Der endgültige Entwurf wurde im Oktober 2003 vorgelegt. Innerhalb der EU existieren derzeit 35 verschiedene Corporate Governance Kodizes.
Als "Väter" der Diskussion um Corporate Governance gelten die beiden Professoren Adolph Berle und Gardiner Means von der Columbia University. Sie haben sich bereits im Jahr 1932 wissenschaftlich mit der Frage auseinandergesetzt, wie in Aktiengesellschaften trotz der Trennung von Eigentum und Kontrolle die Interessen der Aktionäre weiterhin im Vordergrund des Handelns des Managements stehen können.
Buchtipp: Gerhard Hrebicek/Markus Fichtinger (Hg.): "Handbuch Corporate Governance - Leitfaden und Praxisbeispiele für transparentere Unternehmensführung und -überwachung", 416 Seiten, 57 Euro (zzgl. USt.), Verlag Aktienforum, 1. Auflage, Wien 2003.