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Liquidität wird zur bangen Frage: Wie lange spielt der Markt noch mit? | Pröll: "Wir lassen sicher keinen Sparer im Regen stehen." | Wien/München. Im Poker um die dringend nötige Finanzspritze für die marode Kärntner Hypo Group Alpe Adria sollten schon im Aufsichtsrat heute, Donnerstag, die Würfel fallen. Wie das sechstgrößte heimische Institut gerettet und weitergeführt wird, sollte dann so gut wie fix sein. So gesehen wäre die für morgen, Freitag, in Klagenfurt angesetzte Hauptversammlung, die das Notpaket durchwinken müsste, nur noch Formsache. Was von der BayernLB, der Zwei-Drittel-Eigentümerin der Hypo, auch nicht bestritten wird. | Bundesländer in der Schuldenfalle | Regierung will mit den Ländern 3,5 Milliarden einsparen
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Dass die Republik bei der Rettung der Bank letztlich doch einspringt, ist mittlerweile sehr wahrscheinlich. "In die Sache ist jetzt Bewegung gekommen", heißt es aus Finanzkreisen zur "Wiener Zeitung". Nachsatz: "Auf Bundesebene steht man einer Hilfe nicht mehr so fundamental ablehnend gegenüber." Seit Montag soll dem Finanzministerium das zuvor vehement eingeforderte Zukunftskonzept für die Hypo auf dem Tisch liegen. Auf Grundlage dieses Strategiepapiers wird nun zwischen München und Wien über eine - allenfalls gemeinsame - Auffanglösung verhandelt.
Pröll ist gesprächsbereit
Dem Vernehmen nach war eine hochrangige Delegation der staatlichen BayernLB erst am Dienstag zu persönlichen Gesprächen in Wien. Finanzminister Josef Pröll, vom Urlaub auf Mauritius wieder heimgekehrt, signalisierte am Mittwoch jedenfalls Gesprächsbereitschaft auch in Richtung seines bayrischen Ressortkollegen Georg Fahrenschon: "Wenn nötig, ist ein Treffen jederzeit möglich."
Gleichzeitig betonte Pröll aber einmal mehr: "Es kann keine Unterstützung durch den Bund ohne Vorleistung der Eigentümer geben." Vor allem an die Adresse Kärntens - das Land hält noch 12,4 Prozent der Hypo-Anteile, sieht sich aber so wie die Grazer Wechselseitige (20,5 Prozent) außerstande, finanziell zur Rettung beizutragen - richtete der Minister die Worte: "Ich hab nichts, gilt nicht."
Wie berichtet, ist die Hypo durch milliardenschwere Abschreibungen auf Kredite - vor allem am Balkan - in bedrohliche Schieflage geraten. Für heuer wird ein Verlust von deutlich mehr als einer Milliarde Euro erwartet. Bleibt eine Rekapitalisierung aus (es geht um rund 1,5 Milliarden Euro), wäre dies das Ende für das 1896 gegründete Klagenfurter Institut. Die Bankenaufsicht müsste dann Anfang Jänner - weil das gesetzliche Minimum für das Eigenkapital nicht mehr erfüllt wäre - einen Regierungskommissär einsetzen, der die Bank liquidiert. Das ist freilich nur theoretisch, zumal weder die BayernLB noch der Bund die Hypo Alpe-Adria diesem Schicksal auch tatsächlich preisgeben wollen.
Zwangsverstaatlichung?
Die Deadline dafür, wie die Hypo ihre Kapitalnot beseitigt, läuft demnach rein aufsichtsrechtlich mit Ende des Jahres aus. Denn die kapitalmindernden Wertberichtigungen von kolportierten 1,4 bis 1,7 Milliarden Euro müssen für die Bankbilanz erst zum 31. Dezember vorgenommen werden. Und daher ist es auch gut möglich, dass die Verhandlungen der BayernLB mit der Republik Österreich über den 11. Dezember hinaus, dem Tag der Hauptversammlung, andauern (sollte bis dahin keine fixe Lösung gefunden sein).
Die Frage ist nur, ob der Markt da mitspielt. Für eine Bank wird es nämlich immer dann brandgefährlich, wenn es um die Liquidität geht. Und ob die hält, ist bei der Hypo vor allem von ausländischen Banken als Kreditgeber abhängig, heißt es in der Finanzbranche hinter vorgehaltener Hand.
Daneben stellt sich auch die Frage, wie lange die Sparer noch an der Stange gehalten werden können, ohne dass sie die Bankschalter stürmen. In Österreich, wo die Hypo im Gegensatz zu Südosteuropa nur als Regionalbank tätig ist, verfügt sie über Spareinlagen von 1,3 Milliarden Euro. Finanzminister Pröll hat dazu bereits deponiert: "Wir werden sicher keinen Sparer im Regen stehen lassen."
Das eher unwahrscheinliche Szenario: Kommt wider Erwarten kein Rettungsplan zustande, hieße dies in letzter Konsequenz Zwangsverstaatlichung. In diesem Fall würde der Bund sein vor einem Jahr zugeschossenes PS-Kapital von 900 Millionen Euro in Stammaktien wandeln und frisches Geld erst dann in die Bank pumpen, wenn er dort das Sagen hat. Freilich: Am wahrscheinlichsten ist nach wie vor, dass der Bund und die BayernLB einen gemeinsamen Kraftakt zur Rettung der Hypo starten.
Das Land Kärnten würde in dem Fall seine Anteile an den Bund abtreten müssen (so wie die Grawe). Kärnten könnte zwar 500 Millionen Euro aus seinem Zukunftsfonds loseisen. Doch dafür ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag nötig, und die scheint politisch nicht möglich. Am Mittwoch tagte der Aufsichtsrat der Kärntner Landesholding zur Hypo. Dem Vernehmen nach wollte Aufsichtsratschef Josef Martinz die Sitzung absagen, da "noch nichts Konkretes" zu berichten sei.