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Covid-19-Antikörper für neun Monate

Von Eva Stanzl

Wissen

Forscher berichten, dass von Covid-19 Genesene für mindestens neun Monate immun gegen die Krankheit sind.


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Je länger die Pandemie andauert, desto mehr wissen wir über den Erreger Sars-CoV-2. Etwa wird immer mehr darüber bekannt, wie lange der Immunschutz nach einer überstandenen Infektion mit dem Virus anhält.

Antikörper gegen Corona verbleiben für mindestens neun Monate im Körper von Menschen, die von Covid-19 genesen sind. Das berichtet ein italienisch-britisches Forschungsteam anhand von Tests in der nordostitalienischen Provinz Padua, wo die Pandemie ab Anfang 2020 grassierte.

Nicht alle geben Covid weiter

Untersucht wurden Betroffene in der Gemeinde Vò in Venetien. Die Forschenden der Universität Padua und des Imperial College in London testeten 85 Prozent der 3279 Einwohner zunächst im Februar und März 2020 mit dem PCR-Verfahren auf Sars-CoV-2 und danach im Mai und November des Vorjahres auf neutralisierende Antikörper gegen das Virus. Im Fachjournal "Nature Communications" berichtet das Team, dass 98,8 Prozent der Personen, die sich im Februar 2020 infiziert hatten, noch im November Antikörper im Blut hatten, egal ob die Krankheit symptomatisch, asymptomatisch oder symptomfrei, schwer oder leicht verlaufen war. Die Forscher schreiben einen leichten Abfall der Antikörper-Konzentration im Untersuchungszeitraum unterschiedlichen Messmethoden zu. Bei manchen Studienteilnehmern stieg das Level des Immunschutzes zwischenzeitlich sogar wieder an, was auf eine zweite Infektion mit dem Virus hindeuten könne, welche wiederum die Immunität der Betroffenen gegen Covid-19 erhöht habe, berichtet das Team.

"Wir haben keinen Hinweis darauf, dass die Antikörper-Konzentration zwischen symptomatischen und asymptomatischen Infektionen sich stark unterscheiden, weswegen wir annehmen, dass die Immunität durch überstandene Infektion nichts mit dem Krankheitsverlauf an sich zu tun hat", wird Erstautorin Ilaria Dorigatti vom Analysezentrum für Globale Infektionskrankheiten des Imperial College einer Aussendung zur Studie zitiert. "Doch die Zahl der Antikörper kann schwanken, je nachdem, mit welcher Methode wir sie im Blut suchen. Daraus können sich Unterschiede ergeben, wenn man verschiedene Ergebnisse hierzu aus verschiedenen Teilen der Welt vergleicht."

Bisher hatten Experten immer wieder Unterschiedliches über die Dauer des Immunschutzes festgestellt, der durch eine Infektion mit Sars-CoV-2 entsteht, weswegen noch keine echte Einigkeit über den idealen Zeitpunkt für Auffrischungsimpfungen herrscht.

Neutralisationstests gelten als "Goldstandard" für den Nachweis schützender Antikörper. Sie können solche nachweisen, die spezifisch gegen einen Erreger arbeiten. "Eine genesene Person ist immun gegen einen Erreger, wenn Virus-spezifische Antikörper im Test aufscheinen, die den Erreger neutralisieren", erklärt etwa die Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt (die "Wiener Zeitung berichtete). Nur eine bestimmte Gruppierung von Antikörpern ist befähigt, ein Virus so zu blockieren, dass es nicht mehr in die Zelle eindringen kann. Neutralisationstests können nur in Labors mit Virus-spezifischen Einrichtungen durchgeführt werden. Für Routine- und Massentestungen werden Tests namens Elisa verwendet, die mithilfe einer enzymvermittelten Reaktion die Wechselwirkung von Krankheitserreger und Immunglobulinen nachweisen.

Das Team hat auch die Chancen von Ansteckungen berechnet. Den Modellen zufolge verursachen nur 20 Prozent der Infizierten 79 Prozent der Ansteckungen, der Großteil der Covid-Patienten verbreite die Seuche nicht weiter. "Diese enormen Unterschiede lassen darauf schließen, dass das Verhalten ein Schlüssel zur Kontrolle der Epidemie bleibt. Abstand, Masken und Kontaktbeschränkungen bleiben ein wichtiger Faktor, selbst wenn immer mehr Menschen geimpft sein werden", sagt Ko-Autor Enrico Lavezzo von der Universität Padua.