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Covid-19-Auffrischung für alle ab 12 Jahren empfohlen

Von Martina Madner

Politik

Nationales Impfgremium erweitert die Impfempfehlungen, Lauterbach empfiehlt, auf neuen Impfstoff zu warten.


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Es sind zwei Dinge, die Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Herwig Kollaritsch, Mitglied des Nationalen Impfgremiums, der Bevölkerung ab 12 Jahren mit auf den Weg geben wollen: Das Wichtigste sei es, "Altlasten aufzuarbeiten", sagt Kollaritsch - also, dass sich jene, die entweder noch keine dritte oder überhaupt keine Impfung gegen Covid-19 erhalten haben, nun für eine Grundimmunisierung impfen lassen. Auch Kinder zwischen fünf und elf Jahren sollten "spätestens zu Schulbeginn" eine dritte Impfung erhalten haben.

Und für Personen im Alter zwischen 12 und 60 Jahren gibt es nun die Empfehlung des Impfgremiums, sich spätestens sechs Monate nach der dritten Impfung auch eine vierte zu holen, "weil Covid nicht verschwinden wird", sagt Rauch. Und vor allem: "Weil die Impfung zwar bei den aktuellen Varianten nicht mehr so gut gegen Ansteckung wirkt, aber sehr, sehr gut gegen schwere Verläufe". Für über 60-Jährige empfiehlt das NIG jeweils vier Monate zwischen den Stichen. Für beide Altersgruppen übrigens unabhängig davon, ob man zusätzlich eine Sars-CoV-2-Infektion hatte.

FFP2-Masken-Empfehlung bei vielen Kontakten

Covid-19 sei seit Pandemiebeginn zwar nicht zur leichten Grippe geworden, sagt Rauch und erinnerte an die 20.000 Personen, die daran verstorben sind. Trotz 53.200 akut Sars-CoV-2-Infizierter sind aktuell aber nur 1.100 Personen mit oder wegen Covid-19 im Spital, zumeist auf Normalstationen. Das Covid-Prognose-Konsortium geht in der kommenden Woche von weiteren "tendenziellen Rückgängen" des Spitalsbelags auf 966 Betten aus. Intensivstationen sind derzeit nicht durch die Pandemie zusätzlich belastet.

Und die Neuinfektionszahlen sinken im Moment auch: In den vergangenen sieben Tagen haben sich täglich durchschnittlich 372 von 100.000 Personen neu infiziert. Vor gut einem Monat, am 20. Juli, lag die Sieben-Tages-Inzidenz noch bei 950. Und diese Werte spiegeln sich auch bei Abwassermessungen wider.

"Wir geben uns aber nicht der Illusion hin, dass wir auf diesem Niveau bleiben werden", sagt Rauch mit Blick auf den Herbst. Mit wieder mehr Kontakten nach den Sommerurlauben und dem Schulbeginn, werden die Infektionen wieder steigen. Im Moment empfehle er, in öffentlichen Verkehrsmitteln zu Stoßzeiten auch außerhalb von Wien eine FFP2-Maske zu tragen "oder auch in Supermärkten".

Zusätzliche Schutzmaßnahmen seien dem Variantenmaßnahmenplan gemäß nicht notwendig. Die Lage sei stabil, für den Herbst sei laut Rauch "nichts ausgeschlossen" - bis auf eines: "Es ist nicht daran gedacht, die Impfpflicht wieder einzuführen." Die Impfbereitschaft sei mit 45.000 Sars-CoV-2-Impfungen in der vergangenen Woche und 500.000, die vier Mal eine Impfung erhalten haben, außerdem "beachtlich".

Vierte Impfung unabhängig von Genesungen

Für die Grundimmunisierung wird nun in laufend mehr Bundesländern auch der Totimpfstoff Valneva angeboten, seit Mittwoch nun auch in Salzburg. Er ist aber nicht für die Auffrischungen, sondern nur für die ersten beiden Stiche von 18- bis 50-Jährigen zugelassen. Kollaritsch rät außerdem dazu, nicht die Zulassung neuer Variantenimpfstoffe abzuwarten, "sondern jetzt zur Impfung zu gehen, weil Variantenimpfstoffe keine wesentliche Verbesserung bringen". Ein Wechsel des Impfstoffes sei möglich, "Auffrischungen mit Moderna sind etwas besser wirksam, aber auch etwas reaktogener", Impfreaktionen also etwas wahrscheinlicher. Damit sind im Übrigen nicht Impfschäden gemeint. Davon wurden bei 19 Millionen Impfungen und 1.400 Anträgen nach dem Impfschadengesetz bislang sieben bestätigt.

Zwar sei ein Abstand von bis zu sechs Monaten für die vierte Impfung nach einer Genesung möglich, sagt Kollaritsch, aber: "Genesungen spielen für die Auffrischungsimpfung keine Rolle mehr."

Lauterbach empfiehlt, auf neuen Impfstoff zu warten

Eine konträre Meinung dazu hat der deutsche Gesundheitsminister. Karl Lauterbach (SPD) hat angesichts der anstehenden Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zu angepassten Corona-Impfstoffen dazu geraten, bei Impfungen gegen das Virus auf die neuen Vakzine zu warten. "Jetzt macht es wirklich Sinn, die paar Tage zu warten, bis der neue Impfstoff da ist", sagte Lauterbach am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Nach eigenen Angaben ist Lauterbach mit der Ständigen Impfkommission (Stiko) im Gespräch.

Nach Plänen von Lauterbach sollen die neuen Impfstoffe nach einer Genehmigung bereits kommende Woche ausgeliefert werden. Auch wenn die neuen Impfstoffe auf die Variante BA.1 zugeschnitten sind, seien sie auch gegen andere Omikron-Varianten wirksam, hatte Lauterbach Anfang der Woche in einem Schreiben an die Leistungserbringer der Impfkampagne erklärt. Ein weiterer neuer, an die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepasster Impfstoff werde "nur wenige Wochen später zur Verfügung stehen", hieß es in dem Schreiben zudem. (apa, dpa)