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Craxis Vorvorgänger Giacomo Mancini tot

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Rom - Nur wenige Tage vor seinem 86. Geburtstag am 21. April ist Montag der mehrmalige Minister und frühere Chef der italienischen Sozialisten, Giacomo Mancini, in seiner Heimatstadt Cosenza gestorben, wo er seit 1993 das Bürgermeisteramt innehatte.


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Giacomo Mancini zählte zum sozialistischen Urgestein Italiens. Sein Vater Pietro war Mitbegründer der Partei, er selbst wurde 1948 ins Parlament gewählt, dem er neun Legislaturperioden lang bis 1992 angehörte.

Mehrmals gehörte er italienischen Regierungen als Minister an, zum erstenmal 1963/64 als Gesundheitsminister in der ersten Mitte-Linksregierung unter Aldo Moro, wo er die landesweite Anti-Polioimpfung gegen stärkste Widerstände der Ministerialbürokratie einführte und dann bis Ende der Sechzigerjahre als Minister für Öffentliche Arbeiten und für den Mezzogiorno, wo er sich besonders für Projekte stark machte, die den Anschluss des wirtschaftlichen benachteiligten Süditaliens an den entwickelteren Norden förderten.

1970 löste er Francesco De Martino als Parteichef ab, unterlag aber bei den Wahlen im Jahr 1972 seinem Vorgänger wieder. 1976 zählte er zu jenen, die die Wahl Bettino Craxis zum neuen SP-Chef förderten, wurde von diesem aber bald kaltgestellt.

Als die Partei infolge der Schmiergeldskandale Anfang der Neunzigerjahre zerbrach, blieb Mancini im Gegensatz zu vielen Parteifreunden im linken Lager tätig. Im April 1992 schied er aus dem Parlament aus, bewarb sich aber im darauf folgenden Jahr an der Spitze einer Bürgerliste um das Bürgermeisteramt seiner Heimatstadt Cosenza, das er bereits 1985 kurz innegehabt hatte. 1997 wurde er wiedergewählt. Bei den kommenden Wahlen im Mai wollte er sein Amt übergeben.