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Cricket als Friedensstifter

Von Christoph Rella

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Als Real Madrid vor zwei Wochen Juventus Turin im Champions-League-Finale bezwang, waren weltweit geschätzt 350 Millionen Fans live mit dabei. Beim jüngsten Endspiel in der Super Bowl zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons im Februar heurigen Jahres sollen es rund 230 Millionen gewesen sein, die im Stadion, im TV sowie im Internet mit ihrer Mannschaft mitgefiebert haben. Ein ziemlich erkleckliches Sümmchen - und angesichts des Stellenwerts, den Fußball und Football in der Welt genießen, sind diese Schätzungen keine große Überraschung.

Allerdings sind beide Finalspiele, die gern als eine der größten Einzelsportereignisse bezeichnet werden, heuer meilenwert davon entfernt, jenen Zuschauerrekord zu brechen, der wohl am Sonntag in London aufgestellt werden wird: beim Finalspiel der Cricket Champions Trophy 2017, die alle zwei Jahre zwischen den acht besten Cricket-Mannschaften der Welt ausgetragen und daher auch "Mini-World-Cup" genannt wird. Aktuellen Schätzungen zufolge wird dieses Endspiel von bis zu einer Milliarde Menschen verfolgt werden. Die Rede ist von einem Finale der Superlative, zwischen den zwei bevölkerungsreichsten Cricket-Nationen dieser Erde: Indien und Pakistan.

Die ausgesprochen hohe, aus den Tagen der britischen Kolonialzeit herrührende Begeisterung für Cricket ist freilich nur ein Grund für das irrsinnig große Interesse. Mehr noch ist es die seit vielen Jahren bestehende politische Feindschaft zwischen den beiden Ländern, welche die Massen in Scharen vor die Bildschirme lockt. Ein Stellvertreterkrieg auf dem grünen Rasen, bei dem zumindest keine Bomben fallen. So gesehen stiftet Cricket Frieden. Wenn man bedenkt, wie mäßig spannend das Spiel ist, ist diese Feststellung sogar mehr als bemerkenswert.