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Ermittler des Bundes sind seit längerem am Werk. | Alle Vorstände neu ausgeschrieben. | Wien. Still und heimlich hat der Bund seine Ermittler in die notverstaatlichte Hypo Group Alpe Adria entsandt: Die sogenannte CSI-Hypo - benannt nach der einschlägig bekannten Fernsehserie - ist bereits am Werk. Die Führung der Truppe hat die Finanzprokuratur - quasi die Rechtsabteilung des Bundes - übernommen.
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Man wollte niemanden vorwarnen, hieß es am Freitag aus Regierungskreisen. Deshalb sei der Start der Erhebungen geheim gehalten worden. Ursprünglich hatten Finanzminister Josef Pröll und Staatssekretär Andreas Schieder bereits Mitte Dezember die Aufklärung des Bankskandals durch eine derartige Ermittler-Gruppe angekündigt. Seither hatte man sich jedoch bedeckt gehalten.
Fit für den Verkauf
Ziel ist, die Hypo von oben bis unten zu durchleuchten. In einem halben Jahr sollen die Verantwortlichen bei der Bank genau wissen, woran sie sind. Bis dahin müsse das fortwährende Auftauchen neuer Finanzleichen gestoppt sein, lautet die Vorgabe.
Für den Bund geht es letztendlich darum, die Hypo durch das glaubhafte Beseitigen von Altlasten fit für einen Verkauf zu machen. Insgesamt werden rund 100 Personen an der CSI Hypo beteiligt sein, so Pröll im ORF-Radio. Diese dürften jedoch nicht als geschlossene Gruppe agieren, sondern viele verschiedene Teilbereiche zu verschiedenen Zeitpunkten abdecken.
Neben der Finanzprokuratur sind die Oesterreichische Nationalbank, die Finanzmarktaufsicht und der Rechnungshof beteiligt. Darüber hinaus werden - teils ausländische - Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer beauftragt. Auch die ehemalige Hypo-Mutter BayernLB stellt bankintern eine Ermittlungseinheit auf. Das Team soll Vorwürfen rund um den Hypo-Kauf und um ein dubioses Sponsoring für den Kärntner Fußball nachgehen.
Mittlerweile hat der Hypo-Aufsichtsrat alle Vorstandspositionen der Bank neu ausgeschrieben. Die Chef-Kür soll bis Ende März erfolgen. Auch die derzeitigen Mitglieder des Vorstandes könnten sich neu bewerben, heißt es in einer Aussendung von Aufsichtsrats-Chef Johannes Ditz.
Chef-Entscheid im März
Dies ist insofern relevant, als die ÖVP ursprünglich angekündigt hat, an Vorstands-Chef Franz Pinkl festzuhalten. Pinkl ist erst seit Mitte 2009 im Amt, er habe rund um die Verstaatlichung konstruktiv mitgearbeitet, wird argumentiert.
Allerdings hängt dem ehemaligen Volksbank-AG-Chef seine Vergangenheit als Aufsichtsrats-Chef der - ebenfalls notverstaatlichten - Kommunalkredit nach. Außerdem soll es Rechtsmeinungen gegeben haben, dass nach der Hypo-Übernahme durch den Bund dieser sämtliche Vorstände neu ausschreiben müsse.
Entscheidend dürfte nun sein, wie das Sanierungskonzept für die Bank aussehen wird und ob Pinkl geeignet erscheint, dieses durchzuziehen. Zwei Vorteile hat der jetzige Hypo-Chef jedenfalls: Er kennt die Bank mittlerweile besser als ein allfälliger Neueinsteiger, und er muss nicht erst davon überzeugt werden, seinen Lebensmittelpunkt nach Klagenfurt zu verlagern.