"Gesellschaftlich verantwortlich handeln": Unter diesem Motto, auch geläufig unter "Corporate Social Responsibility" (CSR), präsentierten die Partner der CSR Austria - die Industriellenvereinigung (IV), die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und das Wirtschaftsministerium - am Donnerstag ein neues Leitbild für Unternehmen. Es handelt sich um eine freiwilliges Konzept, und nicht um gesetzliche Vorgaben.
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"CSR" bedeutet, sich als Unternehmen an eine Reihe äußerst unterschiedlicher Verantwortungen zu halten - ohne unabhängige Kontrolle. "CSR" reicht von im Ausland tätigen Unternehmen, die keine Kinder beschäftigen, über umweltgerechtes Handeln bis hin zu Programmen für die Beschäftigung älterer Mitarbeiter oder zur Auswahl von Lieferanten - etwa auch nach dem Kriterium, ob sie mit Kinderarbeit produzieren oder nicht. "Das ist ein Managementansatz, der ökonomische, soziale und ökologische Verantwortung zum integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie macht", erklärte IV-Präsident Peter Mitterbauer vor Journalisten.
Das österreichische Leitbild wurde mit "Erfolgreich wirtschaften. Verantwortungsvoll handeln." betitelt. Als Beispiele für Unternehmen, die bereits über ein solches Unternehmensleitbild verfügen, nannte Mitterbauer die OMV, die voestalpine und die VA Tech. Aber auch für kleine und mittlere Unternehmen sei es von Vorteil, vielfach schon gelebte Unternehmensgrundsätze auch in schriftlicher Form darzustellen, betonte Reinhold Mitterlehner, Generalsekretär der WKÖ. Es gehe darum, bereits gelebte unternehmerische Verantwortung "nicht nur besser zu verkaufen, sondern den Bewusstseinsprozess zu forcieren und eine bestimmte Systematik zu entwickeln." Als Motive, warum Unternehmen zunehmend gesellschaftliche Verantwortung übernehmen müssten, nannte Mitterbauer den Umstand dass immer mehr (junge) Mitarbeiter nach einem solchen Leitbild fragten. Auch im Rahmen des Handels auf den Aktienmärkten sei "CSR" ein immer wichtigeres Kriterium. Zudem würden immer mehr Kunden Fragen nach dem Verhalten der Hersteller und Lieferanten stellen.
WKÖ und Industriellenvereinigung wollen ihre Mitglieder auf mit Anfang nächsten Jahres beginnenden Bundesländer-Tourneen dazu ermutigen, sich selbst ein Leitbild zu geben oder sich einem der bestehenden Leitbilder anzuschließen.
Kritische Anmerkungen
Kritik an der fehlenden Verbindlichkeit bzw. den mangelnden Kontrollmöglichkeiten kommt von Arbeitnehmervertretern und Nichtregierungsorganisationen (NGOs), wenn auch Helmut Adam, Ökonom und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit (AGEZ) gegenüber der "Wiener Zeitung" zunächst meint: "Dieses Leitbild muss man durchaus begrüßen. Die Industriellenvereinigung hat auch Arbeitnehmervertreter und NGOs in den Dialog eingebunden und eine Reihe unserer Vorschläge aufgenommen." Dennoch kommentiert er "den unverbindlichen Charakter" des Leitbildes kritisch: "Die Wirtschaft und Unternehmen sind halt nett und tun etwas - wenn es ihnen aber nicht so gut gefällt, was sie sich selbst auferlegt haben, müssen sie sich nicht daran halten." Es gebe niemanden, der die Einhaltung der selbstauferlegten Vorgaben kontrolliert, da die Wirtschaft eine gesetzliche Kodifizierung oder die Verankerung bestimmter Vorgaben in den Kollektivverträgen ablehne. Adam geht aber davon aus, dass es eine gesetzliche Verankerung in rund 10 Jahren geben wird. "Ich sehe das als Prozess, und man wird ja noch hoffen dürfen", so der Ökonom.