Heftige Attacken gegen CDU-Chefin Angela Merkel reiten und sich dann in freundlichen Beschwichtigungen ergehen - dieses immer wiederkehrende Schaustück bot die CSU nun auch auf ihrer Klausurtagung im oberbayerischen Wildbad Kreuth.
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Landesgruppenchef Michael Glos war bei den kritischen Aussagen über die Vorsitzende der Schwesterpartei nicht gerade zimperlich: "Wir wissen, dass Führungsanspruch nicht allein dadurch entsteht, dass man auf Parteitagen siegt. Man muss ihn immer auch in Wahlkämpfen beweisen", stichelte der CSU-Politiker, der Merkels Kanzlerkandidatur 2006 damit offen von einem CDU-Wahlerfolg bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein (Februar) und Nordrhein-Westfalen (Mai) abhängig machte.
Auch dass er von Merkels Führungsqualitäten wenig hält, ließ er die Öffentlichkeit neuerlich wissen - wenngleich die Kritik diesmal in Form von Lob daherkam: Ihre Teamfähigkeit habe "eindeutige Fortschritte" gemacht. "Ich glaube, einsame Entscheidungen hat sie nicht mehr nötig", belehrte er die Ostdeutsche.
Gestern stand nach Unmutserklärungen der CDU wieder Schadensbegrenzung auf dem Programm. Es dürfe nicht überinterpretiert werden, "wenn man sich gegenseitig mal gute Ratschläge gibt", ruderte Glos zurück. Er habe keinen neuen Unionsstreit entfachen wollen. Auch Bayerns Ministerpräsident, CSU-Chef Edmund Stoiber sprach von ausschließlich "wohlmeinenden Tipps" und beschwörte die Geschlossenheit. Niemand habe je Merkels Teamgeist bezweifelt.