Von der Dermatologie zur Zytokinforschung: Univ.-Prof. Dr. Robert Müllegger, 1962 in Graz in der dritten Generation einer Arztfamilie geboren, gelingt wie wenig anderen der Spagat zwischen Medizin als Aufgabe und Wissenschaft als Notwendigkeit. Sein Lebenslauf ist von einem Tempo bestimmt, das einem Hochachtung abnötigt. Seine Leistungen auf dem Gebiet der von Zecken übetragenen bakteriellen Erkrankungen - ihm und seinem Team gelang, wie die "Wiener Zeitung" am 8. September 2004 berichtete, die systematische Aufklärung der Ursachen für deren unterschiedliche Verläufe - sind von größter Bedeutung für die Fachwelt und Hunderttausende Betroffene.
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Der Großvater Internist, der Vater Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, der Sohn Facharzt für Dermatologie und Venerologie - aber eben nicht nur, weil hochkomplexe Probleme nun einmal nur lösbar sind, wenn man seine Nase ganz tief auch in andere Fächer steckt. In möglichst viele sogar und schon während der gesamten Ausbildungszeit.
Also vertiefte sich Müllegger während des Medizinstudiums schon einmal am Grazer Hygiene-Institut in die Bakteriologie - eines der wichtigsten, aber meist viel zu wenig beachteten Fächer - und schuf sich mit diesem Wissen einen Sockel, der ihm bis heute den Überblick über die Zusammenhänge gewährt. Da Hauterkrankungen nur selten isoliert auftreten, gilt dies auch für Mülleggers seinerzeitige Tätigkeiten als Turnusarzt: Zwölf Monate Innere Medizin, sechs Monate Chirurgie, ebenso lange Neurologie und Psychiatrie usw. So erkennt man Zusammenhänge, etwa jene zwischen Akne und Depression bzw. Autoaggression oder eben neurologische Erkrankungen infolge von Borrelien-Infektionen.
Zecken, Bakterien und die Krankheiten, die sie verursachen: Ihnen galt schon früh Mülleggers Schwerpunktinteresse. Im Jahr 1994 entstand daraus die Ambulanz für Borrelienerkrankungen an der Uni-Klinik für Dermatologie und Venerologie in Graz, deren Leitender Oberarzt Müllegger seit damals ist. (Im selben Jahr entwickelte er unter Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf übrigens auch die Extrakorporale Photochemotherapie in Graz.)
Nach wiederholten Kurzaufenthalten an Kliniken der Ludwig-Maximilian-Universität München wurde dem jungen Arzt über die ÖAW ein Postdoctoral Research Exchange Grant der Max Kade Foundation Inc., New York, zuerkannt, das ihm seinen ersten bedeutenden Auslandsaufenthalt ermöglichte: Von April 1997 bis September 1998 konnte Müllegger an der Tufts University School of Medicine - Top 25 US-University - am New England Medical Center unter Prof. Dr. Allen C. Steere in Boston, Massachusetts, forschen - und dabei jene wichtigen Verbindungen zur Science Community herstellen, die es ihm gestatten, seither dort immer wieder seine Arbeiten fortzusetzen: Aufwändige High tech-Analysen etwa per PCR u. a. von Hautproben und Erreger-Subtypen.
So etwas kostet Unsummen, auch wenn man die großartigen US-Laboreinrichtungen amikal benutzen darf. Und auch wenn namhafte Institute und Kliniken im In- und Ausland sowie etwa Baxter/Hyland/Immuno Wien den Forschungsschwerpunkt Zeckenkrankheiten unterstützen, den Müllegger gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Aberer in Graz eingerichtet hat, so stecken doch auch Eigenmittel in beträchtlicher Höhe hinter der Vielzahl an durchgeführten, international viel beachteten Projekte. Ganz zu schweigen von der Zytokin- und Chemokinforschung, die Müllegger in Folge bisheriger Forschungen zuletzt in Angriff genommen hat.
Hier Mülleggers Publikationen, seine sonstigen Tätigkeiten in Lehre und Forschung sowie seine Mitarbeit in wissenschaftlichen Gesellschaften und an Veranstaltungen auch nur ansatzweise aufzuzählen, würde locker den Seitenumfang sprengen. Verfasserin dieses kann mithin nur hoffen, damit ihr wichtigstes Ziel erreicht zu haben: Das Porträt einer jener bedeutenden Forscherpersönlichkeiten in Österreich skizziert zu haben, die bedauerlicherweise viel zu selten im Licht der Öffentlichkeit stehen.