"Wir haben Info dass Teheran heute angegriffen wird - habe Kontakt drinnen - sagt dass Uni abgesperrt ist #Iranelection"
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Einziger offizieller Protestmarsch heute: Valli Asr. Alle anderen möglicherweise Fallen - unbedingt vermeiden
Iranelection"
"Logging off - muss die Telefonleitung offen halten - gebe sobald wie möglich Updates
Iranelection"
So lauten nur drei der unzähligen Nachrichten aus dem Iran auf dem sozialen Netzwerk Twitter. Sie stammen von Anhängern des Oppositionsführers Mir Hossein Moussavi und dienen nicht nur der Vernetzung und Organisation von Protestaktionen im Iran, sondern auch der Kommunikation nach außen. Denn während Irans Regierung die Medienberichterstattung über die Unruhen verhindert, haben sich im Internet Wege gefunden, die Zensur zu umgehen.
Für die Menschen im Iran ist das Internet momentan der einzige Draht ins Ausland. Für das Ausland ist es wiederum die schnellste Informationsquelle. Die Betreiber von Twitter haben sogar für Montag geplante Wartungsarbeiten an ihrem Netzwerk verschoben, um den Iranern nicht deren derzeit einziges Kommunikationstool zu nehmen.
Aber was ist Twitter eigentlich? In aller Kürze: SMS-Schreiben mit Öffentlichkeits-Charakter. Durch das Filtern von sogenannten Hashtags - Schlagworten, die mit einem Rautezeichen
) markiert werden - verfolgen Twitter-User mit einem Mausklick, was andere Nutzer zu einem bestimmten Thema zu sagen haben. Im Alltag ist Twitter schlicht ein spaßiges soziales Netzwerk. Immer öfter jedoch kommt es auch als Nachrichtenmedium zum Einsatz, das herkömmliche Nachrichtenagenturen an Geschwindigkeit weit hinter sich lässt.
Wie derzeit im Iran. Zum einen vernetzen sich die regierungskritischen Iraner untereinander, warnen einander vor Polizeiangriffen, schicken brandaktuell Informationen und mit Hilfe von YouTube und Flickr auch Fotos und Videos über die Geschehnisse in die westliche Welt. Zum anderen unterstützen aber auch Twitter-User aus dem Ausland die Iraner, sei es nur durch emotionale Unterstützung á la "Wir stehen hinter euch" oder aber auch mit Hilfe von Erste-Hilfe-Tipps und Petitionen oder durch das Weiterverbreiten der Informationen.
Viele haben sogar die Zeitzone ihrer Accounts auf Teheran geändert, um es der iranischen Regierung zu erschweren, die kritischen Stimmen, die tatsächlich aus dem Iran kommen, herauszufiltern und zum Schweigen zu bringen. Der US-Autor Cory Doctorow hat sogar einen "Cyberwar Guide" für all jene geschrieben, die helfen wollen, ohne dass sie die iranischen Twitter-User in Gefahr bringen. Denn im Iran ist Revolution - und die ganze Welt hilft mit.