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D-Day aufgeschoben

Von Walter Hämmerle

Leitartikel
© WZ

Das sonnige und überaus milde Wetter der vergangenen Tage täuscht, wie so vieles andere in dieser Pandemie: Der Sommer ist noch fern, und die Wochen bis dahin werden sich ziehen.


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Montag ist, der 1. März, D-Day für Decision Day. Und tatsächlich werden, wie in den Wochen zuvor von der Bundesregierung angekündigt, auch etliche Entscheidungen fallen für die Zeit ab dem 15. März. Nur eben nicht jene kräftigen Öffnungsschritte, die vor allem der darniederliegenden Gastronomie und Freizeitbereich so dringend herbeiflehen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hatte schon recht: Die vorangegangenen "ganz entscheidenden zwei Wochen" haben sich einmal mehr als "schwierigste Phase der Pandemie" entpuppt. Wie schon so oft zuvor und noch etliche Male vor uns. Sogar die Wirtschaftsvertreter, die vor Wochenfrist noch vor Zuversicht sprudelten, erwarten jetzt nur noch marginale erste Öffnungsschritte ab Mitte März. Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen hat zu viele Argumente auf ihrer Seite.

Die Regierung weiß natürlich, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, die geweckte Zuversicht schonungsvoll wieder abzuräumen und mit neuen Vertröstungen zu bespielen. Zu diesem Zweck hat sie sich ein dichtes Programm auferlegt: Um 10 Uhr trifft die Koalition jene Experten, denen sie vertraut, um 11.30 werden die Oppositionsparteien zugeschalten und um 13 Uhr dann die Landeshauptleute, bis dann um 17 Uhr endlich auch die allgemeine Öffentlichkeit informiert wird.

Dass einmal mehr entscheidende Wochen vor uns stehen, um diese schwierigste Phase der Pandemie zu überstehen, kann allerdings heute schon verraten werden. Darüber kann man sich vor Wut über das Virus, die Regierung, Maskenverweigerer oder sonst wen die Haare raufen.

Mit dem Hinauszögern weiterer Öffnungsschritte liegt die türkis-grüne Koalition immerhin wieder im europäischen Mainstream, wenn dieser nicht gerade wieder verschärfte Maßnahmen beschließt. Das sonnige und überaus milde Wetter der vergangenen Tage täuscht, wie so vieles andere in dieser Pandemie: Der Sommer ist noch fern, und die Wochen bis dahin werden sich ziehen. Und selbst dann ist nicht ausgeschlossen, dass uns Sars-CoV-2 mit einer weiteren Überraschung zum Narren hält. Noch ist uns das Virus verlässlich einen Schritt voraus.