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Da capo für Erhardt

Von Francesco Campagner

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Einst wurden sie gebrandmarkt, verachtet und als minderwertig eingestuft, doch die Zeiten ändern sich, und was anno dazumal noch unwürdig erschien, ist heute zur Attraktion geworden. Die gute alte Wiederholung, in den Urzeiten der Fernsehprogramme noch dezent-schuldbewusst mit "Wh." abgekürzt, ist wieder modern (und wird ausgeschrieben).

Der Retro-Trend macht bekanntlich vor nichts Halt, und wenn man schon wieder orangefarbene Kleidung tragen, Paisleymuster als hip empfinden und alte Soul-Hadern zum Chill-Out hören darf, dann steht es uns allen frei, auch Wiederholungen zu genießen.

Es muss ja nicht nur Kultiges sein, wie es der ORF Donnerstagnacht dem jüngeren, schlafresistenten Publikum anbietet, es kann auch altmodisch Biederes sein, wie am Mittwochabend im Hessischen Rundfunk.

"Ein roter Teppich für Heinz Erhardt", eine Hommage an den deutschen Komiker aus dem Jahr 2002, war auch ohne Zeitgeistigem sehr unterhaltsam. Vielleicht auch deswegen, weil Erhardt gerade jene Tugenden, auf die man die Menschen heute wieder einzuschwören versucht, genial und mit unglaublicher Unschuldsmimik verulkt hat.

Erhardt war der unerkannte Philosoph des deutschen Wirtschaftswunders. Ein Dacapo dieses Wunders erhoffen sich derzeit viele Deutsche (und auch Österreicher). Auch im Wirtschaftsleben sind die Wiederholungen beliebt.