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Da fährt die Straßenbahn drüber

Von Christina Böck

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Ein Aufschrei wäre durch Österreich gegangen. Aber noch einmal ist alles gut gegangen. Der Wiener Stadtsender W24 hat am Mittwoch seinen neuen Relaunch präsentiert. Dem ging banges Warten voraus. Würde sie überleben, die ambitionierteste Nachtsendung nach der Bernd-das-Brot-Schleife? Die Nachtschiene, die ihren Namen deswegen trägt, weil sie tatsächlich auf Schienen unterwegs ist?

So mancher mag noch ungläubig den Kopf geschüttelt haben, als er zum ersten Mal darüber gestolpert ist, dass des nächtens auf W24 die Straßenbahn Programm macht. Ein denkbar billiges Programm: eine Kamera in der Kabine des Chauffeurs - und aus. Wer noch nie selbst öffentlich zur Aßmayergasse oder zum Frödenplatz gefahren ist - von der Couch aus war es möglich. Das Format avancierte schnell zum Liebling einer gar nicht so kleinen Nischengesellschaft: jener, denen das hübsche Grau ihrer Stadt lieber war als das grelle Bunt der "Ruf-mich-an"-Werbung oder das laute Gegacker der Comedysendungen, die sonst um die Uhrzeit im Fernsehen am Programm stehen. Kurios wurde es freilich, als W24 auch das U-Bahnnetz zum Portfolio hinzufügte. Im Fernsehen übertragene Tunnelfahrten sind dann vielleicht sogar für die Entschleunigtesten unter uns eine Herausforderung.

Ein paar Ideen für Folgeformate gäbe es schon noch: Wie wäre es mit einer Echtzeitkamera auf die Baustelle des Hauptbahnhofs? Oder in das an meditativer Unaufgeregtheit kaum zu übertreffende Gehege des Koalas in Schönbrunn? Man soll die beruhigende Wirkung des Nichts nicht unterschätzen.