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Da ist etwas faul an den Paralympics

Von Christoph Rella

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117 Weltrekorde gebrochen? Und das nach vier Tagen Wettkampf? Da ist tatsächlich etwas faul im Staate Paralympics. Das soll mal einer erklären, wie es möglich sein kann, dass Fortschritte bei der Entwicklung von Prothesen oder löbliche Verbesserungen bei den Trainingsbedingungen allein die paralympischen Bestmarken in Rio nur so purzeln lassen.
Dass da augenscheinlich Doping im Spiel ist, liegt auf der Hand. Das gibt selbst das Internationale Paralympische Komitee (IPC) zu, wenn auch die Maßnahmen auf sich warten lassen. "Wir müssen sehen, welche Lehren wir für die Zukunft daraus ziehen", erklärte das IPC. Das war’s? Und das bei Spielen, wo fast kein Tag vergeht, an dem nicht ein Dopingsünder erwischt wird?

Die Antwort auf die Frage, warum das IPC derart machtlos agiert, liegt da ebenso auf der Hand wie das Dopingproblem selbst. Es fehlen einfach die finanziellen und personellen Mittel, um dem munteren Schlucken verbotener Substanzen in Rio Einhalt zu gebieten. 1500 Doping-Tests bei einer Armada von mehr als 4300 Behinderten-Athleten sprechen eine deutliche Sprache. Mit etwas Glück kann man da relativ leicht unentdeckt bleiben - und so wie etwa die Chinesen fleißig Rekorde und Edelmetall sammeln. Mehr als hundert Medaillen, die Hälfte davon in Gold, hat das Reich der Mitte nur an einem Wochenende angehäuft.

Ob es hier mit rechten Dingen zugeht? Noch dazu, wo Chinas Paralympics-Team nicht einmal von unabhängigen Kontrolleuren, sondern von der chinesischen Anti-Doping-Agentur "überwacht" wird? Wie auch immer, das IPC wäre gut beraten, sich hier etwas einfallen zu lassen. Das wäre nicht nur den ehrlichen Sportlern gegenüber gerecht, sondern auch dem gesperrten russischen Team.