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Da lachen doch die Kirchtürme

Von Judith Belfkih

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Wie viel die Uhr geschlagen hat, werden sich Berliner in den nächsten Wochen kaum fragen. Vielmehr, wie viel es gerade gelacht hat. Im Stadtteil Kreuzberg zumindest - da erschallt statt Glockenläuten bald herzhaftes Lachen. In einer Kunstaktion ersetzen drei Künstlerinnen das Geläut der Emmaus Kirche durch Lachen, ab Ostersamstag bis 7. Mai täglich von 10 bis 18 Uhr. In dieser Zeit wird jede Viertelstunde verkündet, je näher es auf die volle Stunde zugeht, desto lauter und länger soll das Lachen werden.


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Die Aktion knüpft an den längst in Vergessenheit geratenen christlichen Brauch des Osterlachens an, bei dem die Kirchengemeinde in der Predigt zum Lachen gebracht werden soll. Grundgedanke dahinter war offenbar, die Osterfreude zum Ausdruck zu bringen. Die Künstlerinnen wollen Passanten einen Moment des Innehaltens und der Entspannung verschaffen. Vermutlich werden sie vorerst eher für Verwirrung sorgen. Fußgänger wird wohl eher das Gefühl beschleichen, jetzt sogar schon von einem Kirchturm verlacht zu werden.

Der Institution Kirche selbst wird die Aktion jedoch kaum schaden. Für eine Imagekorrektur wird jedoch mehr als nur mildes Lachen nötig sein. Die Kirche gilt gemeinhin ja nicht als Ort des befreiten Lachens. Worüber Gott sich amüsiert, fragen sich meist nur Zyniker. Vielleicht ist die Aktion aber auch ein Ausdruck der institutionellen Verzweiflung. Doch wer zuletzt lacht ...