Zum Hauptinhalt springen

"Da schaut die ganze Welt hin"

Von Ina Weber

Politik

Startschuss für das größte Museumsprojekt der Stadt: Wien Museum am Karlsplatz verdoppelt Fläche im Jahr 2020.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Zu versteckt liegt es, das ehemalige historische Museum der Stadt - welches sich vor rund zehn Jahren ein neues Branding in "Wien Museum" verpasste und eine inhaltliche Neuausrichtung bekam. Trotz steigender Bekanntheit durch interessante Ausstellungsthemen stieß Noch-Direktor Wolfgang Kos stets an die Wände des Hauses: zu wenig Platz, Wassereintritte im Keller, Risse in den Gemäuern.

Dass das Museum am Karlsplatz des 1959 verstorbenen Architekten Oswald Haerdtl nach nun 56 Jahren sanierungsbedürftig ist, ist schon länger klar. Nach einer jahrelangen Debatte über einen neuen Standort beschloss die Stadt, das Haus zu sanieren und einen Zubau zu realisieren. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny gab gestern, Donnerstag, den Startschuss für einen internationalen und anonymen Architekten-Wettbewerb.

Kinder-Museum samt Atelier

Die Vorgaben an die Architekten enthalten einigen Spielraum. Das Wien Museum steht zwar unter Denkmalschutz, soll aber neben dem neuen Zubau ebenfalls räumlich verändert werden. In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt, wurde betont. "Das alte Direktorenzimmer bleibt erhalten. Ebenso das Stiegengeländer", so Emanuel Christ, Schweizer Architekt und Juryvorsitzender des Wettbewerbs. "Es wird danach wiedererkennbar ein Haerdtl-Haus sein", fügte die stellvertretende Juryvorsitzende und Architektin Elke Delugan-Meissl hinzu.

Für Christ, der das Schweizer Nationalmuseum und das Kunstmuseum Basel neu plante, ist die Debatte rund um den Denkmalschutz überall gleich. Denkmalschutz hat für ihn immer mit Abwägung zu tun. Einerseits will man das Alte bewahren, andererseits sollte man auch den Mut haben, den nächsten Generationen "Sichtbares zu hinterlassen", sagte er zur "Wiener Zeitung".

Museums-Zubauten als Trend

Allgemein verortet er den Trend zu Zu- und Umbauten europäischer Museen. Habe man früher Neubauten auf die grüne Wiese gestellt, und sei das in Ausnahmen noch immer der Fall, so sei es nun eine große Herausforderung, mit dem Vorhandenen umzugehen. Das Schweizer Nationalmuseum in Zürich wurde saniert und bekam einen Zubau. Gegen das 250-Millionen-Euro-Projekt sieht das Wien Museum mit seinen veranschlagten 70 bis 90 Millionen Euro bescheiden aus. Das Kunstmuseum Basel bekam auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Neubau. Die beiden Museumsbauten - alt und neu - wurden unterirdisch miteinander verbunden.

"Wie stellen wir uns das Ankommen in einem Museum vor", sagte Christian Kircher, Finanzdirektor des Wien Museums. Man habe Respekt vor der benachbarten Karlskirche. Man wolle aber daneben nicht untergehen. Gemeinsam mit Kos und dem zukünftigen Direktor Matti Bunzl hat er klare Vorstellungen erarbeitet: Das Museum soll von 6900 auf 12000 Quadratmeter vergrößert, die Ausstellungsfläche von 3000 auf 6000 Quadratmeter verdoppelt werden. Dazu kommt ein sogenannter Wien-Raum als Aufenthaltsraum, der möglichst weit oben liegen soll, um einen Ausblick auf den gesamten Karlsplatz zu bieten, und ein Kinder-Museum samt Atelier. Überhaupt soll es laut Kircher mehr Verweil-, Veranstaltungs- und viele Freiräume geben. Das Wien Museum soll am Karlsplatz nicht mehr hermetisch abgeschlossen dastehen.

Absage an Künstlerhaus

So soll das bürgerliche Wien Museum, welches "Geschichte von unten" betrachtet, wie Mailath-Pokorny es formulierte, dem Karlsplatz als Kunstplatz Mehrwert geben. Der Forderung des nahegelegenen Künstlerhauses vor zwei Tagen, den gesamten östlichen Teil des Karlsplatzes in den Architekturwettbewerb einzubeziehen, erteilte der Stadtrat eine Absage. Das Künstlerhaus habe mit dem Wien Museum nichts zu tun. Auch erübrige sich die Zusammenarbeit nach dem Umbau des neuen Museums. Bis dahin mussten aus Platznot immer wieder Räume im Künstlerhaus angemietet werden.

Dass der Karlsplatz allerdings für viele als misslungen gilt, ist auch für Christ nicht von der Hand zu weisen: "Der Karlsplatz ist aus den 1970er Jahren und ein Problem für die Wiener", sagte er. Natürlich sollen die mitmachenden Architekten die Gesamtsituation berücksichtigen. "Da schaut die ganze Welt hin", so Christ.

Für Architekten stehen die Unterlagen Ende März online. Ende des Jahres soll der Gewinner feststehen. Anschließend beginnt das Flächenwidmungsverfahren. Gebaut wird von 2017 bis 2019. In dieser Zeit wird das Museum geschlossen. Die Eröffnung ist für das Jahr 2020 vorgesehen.