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Kaum ein Preis hat wohl einen ähnlich überstrapazierten Nimbus wie der Pulitzerpreis. Außer vielleicht der Oscar. Der ist aber für beflissene österreichische Redakteure noch ein Stückchen unrealistischer. Also, wenn das überhaupt geht.
Nun ist der diesjährige Pulitzerpreis vergeben worden. In der begehrtesten journalistischen Kategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" siegte der "Philadelphia Inquirer" mit seiner Berichterstattung über Gewalt von Jugendlichen an öffentlichen Schulen. Durch den Einsatz von "starker schriftlicher Erzählkunst und Videos wurde die Gewalt von Schülern an Schülern beleuchtet", hieß es in der Erklärung der Jury. Der Dienst an der Öffentlichkeit ist sogar evident: Reformen, die das Leben von Lehrern und Schülern sicherer machen sollten, wurden durch diese Berichte vorangetrieben.
Das ist löblich. Weniger erfreulich die Meldung, die diese begleitete: Erstmals nach 35 Jahren konnte sich die Jury nicht auf einen Sieger in der Kategorie "Roman" einigen. Bei tausenden Neuerscheinungen im englischsprachigen Buchmarkt war für die Pulitzer-Jury nichts dabei? Das wirkt ein bisschen unglaubwürdig - wenn nicht gar unbelesen. Man hat sich wohl auch nicht überlegt, dass man die Autoren, die man erst öffentlich nominiert und dann als nicht gut genug befindet, ein klein wenig vor den Kopf stößt. Gut, einer davon muss es wenigstens nicht mehr erleben - David Foster Wallace hat die Ehre nämlich posthum gehabt.
Es hat wohl doch einen Grund, warum der Pulitzerpreis in der Literatur nicht gar so einen überstrapazierten Nimbus hat.
Siehe auch:
Artikel in der Wiener Zeitung "Romanautoren gehen beim Pulitzer-Preis leer aus"