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Da waren nur die Haare schön

Von Christina Böck

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Die geschassten Vorgänger hatten nicht weniger als den Untergang des Abendlandes vor Augen. Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mussten ja ihr "Philosophisches Quartett" im ZDF aufgeben - zugunsten eines neuen Magazins mit Bestsellerautor Richard David Precht. Einen "Popularisator von Beruf" schimpfte man den Nachfolger und diagnostizierte, dass seine "Klientel" der von Stadion-Fiedler André Rieu gleiche. Nun wurde die erste Folge von "Precht" gesendet und der Titel schien Safranski und Sloterdijk Recht zu geben: "Skandal Schule - macht Lernen dumm?" hieß es zugespitzt. Zu Gast hatte der moderatorgewordene Autor einen Hirnforscher, der dieser Meinung war. Das hinderte Precht nicht, sein glänzend‘ Haar zu werfen und den Herrn Professor wortreich, nein, sehr wortreich zu fragen, ob denn das Lernen in der Schule Kinder dumm mache. Die Antwort war überraschend: Ja. Nachdem sich die beiden eine Viertelstunde lang wortreich, nein, sehr wortreich davon überzeugt hatten, dass sie derselben Meinung sind, wobei der Professor schon den Kopf auf die Hand stützen musste, fragte Precht: "Aber, warum hört man nicht auf sie?" Um dann auszurechnen, dass es nicht besser wäre, wenn die Schulbildung effektiver wäre. Dann hätten gar 80 Prozent Matura und was ist so eine Matura wert. Oder: "Was ist ein Goethezitat wert, wenn jedes Bauarbeiterkind es im Mund führt?" Dass es ein Goethezitat gibt, das ganz sicher jedes Bauarbeiterkind im Mund führt, ist ihm im Rausch seiner Formulierungsekstase sicher entgangen.