Im Bankensektor bezweifelt man, dass die Post einen neuen Bankpartner findet. Die Gründung einer eigenen Bank soll indes keine Option sein, weil das zu teuer wäre.
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Wien. Nach Jahren der Kooperation zeichnet sich ab, dass der Post ihr Partner abhandenkommt. Die kurz vor ihrem Börsen-Debüt stehende Bawag will den Vertrag mit Jahresende kündigen. Tut sie das, läuft die geschäftliche Zusammenarbeit noch drei Jahre - bis 31. Dezember 2020. Dann ist Schluss. Da die teilstaatliche Post auch danach Finanzdienstleistungen als Zusatzservice anbieten will, sondiert sie nun, mit welchen Optionen das in Zukunft möglich wäre. Allerdings dürfte diese "Übung" schwieriger werden als gedacht.
Dass sich die Post mit der Bawag noch einigen könnte, wird in der österreichischen Bankenszene für sehr unwahrscheinlich gehalten. "Die Ehe ist zerrüttet", heißt es da. So wird vor Gericht um die Höhe der von der Bawag an die Post zu bezahlenden Honorare gestritten (die Bawag nutzt landesweit 359 Postfilialen als zusätzlichen Vertriebsarm, die Post stellt auch Bankberater). Viel mehr ins Gewicht fällt freilich, dass die Bawag so wie andere hiesige Bankhäuser aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Online-Banking nicht mehr eine so dichte Filialpräsenz in Österreich braucht und sich damit Kosten spart.
Post seit Juni auf der Suche
Als ebenso unwahrscheinlich gilt, dass die Post eine eigene Bank gründet - auch wenn es bei ihr heißt: "Wir prüfen derzeit alle Varianten, daher wollen und können wir aktuell nichts ausschließen." Eine eigene Bank ins Leben zu rufen, wäre für die Post jedoch ein "ziemlich komplexes Thema", und noch dazu recht teuer, weil ja entsprechende Infrastruktur aufzubauen wäre, wie in Expertenkreisen erklärt wird. Dem Vernehmen nach soll die Post darin auch keine echte Option sehen.
Daher spricht viel dafür, dass die Post, zu der das Bankgeschäft traditionell - seit mittlerweile 150 Jahren - gehört, umso mehr nach einem neuen Partner aus dem Finanzsektor Ausschau hält. Jedenfalls hat der börsennotierte Konzern schon im Juni seine Suche nach Interessenten gestartet, wie es zuletzt hieß.
In der Bankenbranche wird jedoch bezweifelt, dass das Unternehmen fündig wird. "Da wird die liebe Post auf etwas sitzen bleiben." Als Partner kämen zwar vor allem die großen heimischen Banken infrage. Doch von diesen ist jede gerade damit beschäftigt, vor dem Hintergrund der immer mehr um sich greifenden Digitalisierung die Zahl der Filialen deutlich zurückzufahren - und nicht kräftig aufzustocken, wie das mit den Filialen der Post möglich wäre. Dies gilt nicht nur für die Bank Austria sowie Erste Bank und Sparkassen, sondern auch für Raiffeisen, die Volksbanken und die Hypos.
"Konzept von vorgestern"
Außerdem, so wird in der Branche betont, gehe es bei den Bankfilialen immer mehr in Richtung Beratung als Service-Schwerpunkt. "Die Beratungsthemen (etwa rund um Finanzierungen, Anm.) lassen sich bei den Postfilialen aber nicht abbilden", so ein Banker, der anonym bleiben will. "Warum sollte sich eine Bank dann in die Poststandorte einkaufen wollen?" Vielfach sind die Finanzdienstleistungen, die am Postschalter und im Selbstbedienungsbereich angeboten werden, auf Barein- und -auszahlungen, Überweisungen sowie Sparbucheröffnungen und -schließungen beschränkt. "Dieses Konzept ist von vorgestern", ist bei Bankern zu hören.