Roms ehemaliger Oberrabbiner Elio Toaff ist neben Stanislaw Dziwisz, dem langjährigen Mitarbeiter Karol Wojtylas, der Einzige, der im Testament von Johannes Paul II. namentlich erwähnt wird. Der 90-jährige Toaff, der während der deutschen Besetzung Italiens in Ancona nur knapp der Verschleppung in ein Vernichtungslager entgangen ist, zeigte sich tief bewegt.
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Im Interview mit der römischen Tageszeitung "la Repubblica" sagte Elio Toaff: "Das ist eine sehr wichtige, bewegende Sache, die ich nicht erwartet habe. Eine bedeutende und tiefe Geste gegenüber den Juden, aber ich glaube auch ein Hinweis für die katholische Welt. Papst Wojtyla wollte auf einen Weg hinweisen, um endgültig all jene Hindernisse zu zerstören, die durch Jahrhunderte Juden- und Christentum getrennt haben. Während das Christentum nicht ohne das Judentum existieren konnte. Johannes Paul II hat das verstanden und er hat daraus eine Hauptaufgabe seines Pontifikats gemacht."
Toaff sieht in seiner persönlichen Erwähnung im Testament, die ihn sehr überrascht hat, den beweis, dass der Papst die Juden wirklich geliebt hat, der religiöse, politische und soziale Grenzen überschritten hat. Toaff sagte, er werde nie jenen 13. April 1986 vergessen, als der verstorbene Papst als erstes katholisches Kirchenoberhaupt die Synagoge von Rom besucht und die Juden als "unsere älteren Brüder" bezeichnet hat. Als ich ihm damals entgegenging, hat er mich vor allen Anwesenden umarmt und es gab einen Applaus, den ich für immer in meinem Herzen tragen werde.
Die Bitte um Vergebung für die historische Schuld der Christen gegenüber den Juden gehört für Toaff zu den Meilensteinen des Pontifikats von Johannes Paul II.