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Damit die Fische schwimmen

Von Nina Flori

Politik

61 Prozent der heimischen Flüsse in nicht gutem Zustand. | 400 Millionen Euro für Gewässer- sanierung bis 2015. | Energie-Wirtschaft: Großer Einschnitt in Wasserkraftnutzung. | Wien. 61 Prozent der österreichischen Flüsse und Bäche sind in einem "nicht guten" Zustand, war die traurige Bilanz, die Umweltminister Nikolaus Berlakovich am Dienstag in einer Pressekonferenz ziehen musste.


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Ursache dafür sind vor allem die intensive Nutzung der Wasserkraft und die umfangreichen Hochwasserschutzmaßnahmen der letzten Jahrzehnte. Regulierte Ufer, aufgestautes Wasser oder fehlende Durchlässigkeit verursachen dabei die größten Probleme (die "Wiener Zeitung" berichtete).

"Von den 61 Prozent der Flüsse in einem nicht guten Zustand fallen 51 Prozent in die Kategorie mäßig, acht Prozent in die Kategorie unbefriedigend und zwei Prozent der Flüsse werden überhaupt mit schlecht bewertet", erklärt Cornelia Maier vom Umweltdachverband im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". In einem "schlechten" Zustand seien nahezu alle Flüsse, die durch Städte fließen. "Diese Gewässer haben mit dem natürlichen Zustand eines Flusses nicht mehr viel zu tun", so die Expertin. Die extreme Verbauung und Begradigung hätte dazu geführt, dass die Flüsse keinen natürlichen Boden mehr hätten, weshalb man dort auch keine Fische und Algen mehr vorfinde. "Der Wiener Donaukanal ist ein sehr bezeichnendes Beispiel für einen Fluss in schlechtem Zustand." Die Rahmenbedingungen seien hier allerdings so angelegt, dass nur sehr schwer eine Verbesserung herbeizuführen sei.

Geringer Fischbestand

Anders sehe es hingegen bei all jenen Gewässern aus, die einen "mäßigen" Zustand aufweisen. "In diese Gruppe fallen Flüsse, in denen sich zum Beispiel die Artenvielfalt des natürlichen Fischbestands auf ein Drittel reduziert hat", erklärt Maier. Mit Fischaufstiegshilfen könnten diese Flüsse aber wieder durchgängig gemacht werden, wodurch sich Fischarten auf natürliche Art und Weise wieder ansiedeln könnten. Ein weiterer wichtiger Schritt sei laut Maier, eine Restwasseranpassung vorzunehmen. "Wenn Flüsse aufgrund von Kraftwerken oder starker Regulierung nur noch wenig Wasser führen, muss dafür gesorgt werden, dass das Wasser zu jeder Jahreszeit zumindest knietief ist. So können die Fische schwimmen."

Mit dem nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP), der am Dienstag von Umweltminister Berlakovich unterzeichnet wurde, liegt nun ein Planungspaket vor, das bis 2027 Sanierungsmaßnahmen für Österreichs Flüsse vorsieht. In drei Etappen soll der NGP - wie es die Europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert - für einen guten Zustand der österreichischen Gewässer sorgen. Bis 2015 sollen etwa 1000 "Querbauwerke" - von insgesamt 30.000 nicht durchgängigen - für Fische passierbar gemacht werden. Ebenso wird eine lokale Verbesserung der Gewässerstruktur angestrebt. Für die Sanierungsmaßnahmen sind 400 Millionen Euro vorgesehen.

Keine Tabuzonen

Die von Umweltschützern geforderte Festlegung von sogenannten Tabuzonen für die Errichtung von Kraftwerken wurde im NGP nicht umgesetzt. Dieser sieht lediglich die Ausweisung von ökologisch sensiblen Gebieten - in welche die Hälfte aller geplanten Kraftwerksbauten fallen - aufgrund eines Kriterienkatalogs vor. "Natürlich muss es das Ziel sein, für Gewässerstrecken in Schutzgebieten sowie für sämtliche naturnahen Strecken absolute Tabuzonen zu schaffen. Die Ausweisung von sensiblen Gebieten ist aber ein erster wichtiger Schritt", sagt der Präsident des Umweltdachverbandes, Gerhard Heilingbrunner zur "Wiener Zeitung". Die Interessen der Ökonomie und der Ökologie in Einklang zu bringen, sei die vordringliche Aufgabe des NGP gewesen, wie der Umweltminister betonte.

Und dieser Kompromiss ist offenbar gelungen: Der Präsident der Kleinwasserkraft Österreich, Christoph Wagner, zeigte sich am Montag mit dem Gewässerbewirtschaftungsplan zufrieden: "Es ist zwar ein gewaltiger Einschnitt in die Nutzung der Wasserkraft, bringt aber auch mehr Klarheit und somit hoffentlich auch mehr Schwung in die Genehmigungspraxis."

Auch die Generalsekretärin des Verbands der Elektrizitätsunternehmen Österreichs, Barbara Schmidt, spricht zwar von "Einbußen bei der CO2-freien Stromproduktion aus Wasserkraft", sieht aber "Chancen auf die Nutzung noch vorhandener Potenziale".