Polizei, Frauenhelpline und Männernotruf unterstützen bei Gewalt in der Familie auch an den Feiertagen.
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31 Frauenmorde, weitere 57 Mordversuche und schwere Gewalttaten von aktuellen und ehemaligen Partnern an Frauen listet der Verein Autonome Frauenhäuser auf seiner Homepage auf. Stichtag: 23. Dezember. Rosi, 71, wurde von ihrem 73-jähriger Ehemann Josef H. in Aschach in Oberösterreich Mitte Jänner als Erste in diesem Jahr getötet. Die Tötung einer 35-Jährigen durch ihren Ehemann, der anschließend Suizid beging, so das vorläufige Obduktionsergebnis laut Staatsanwaltschaft Feldkirch, in Hohenems Mitte Dezember war der Letzte in der Serie an Frauenmorden 2021.
Die Vorarlberger Behörden geben weder Nationalität noch Namen von Opfern und Tätern (nur rund zehn Prozent sind Täterinnen) bekannt. Sie tun auch nichts zur Sache. Gewalt ist nicht nur, aber auch in österreichischen Familien ein Problem. Die Hoffnung, dass bis zum 31. Dezember keine weiteren Opfer dazu kommen, ist berechtigt. Laut Auskunft der Landespolizeidirektion Wien ist der Statistik zu Betretungs- und Annäherungsverboten "zu entnehmen, dass es zu Weihnachten zu keinem Anstieg von Gewalt in der Privatsphäre kommt". Das bestätigen auch Susanne Pekler, Leiterin des Vereins Neustart Steiermark, wo Gewalttäter beraten werden, und Rosa Logar, Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt.
Möglichkeiten, Gewalt vorzubeugen
Allerdings berichten beide Expertinnen davon, dass nicht überall Weihnachtsfriede herrscht und dieser oft auch nur von kurzer Dauer ist. Pekler rät, "am besten schon vorab zu große Erwartungen rauszunehmen. Weihnachten ist nicht die einzige Gelegenheit, schön mit der Familie zu feiern". Sind Hoffnungen zu groß, sei ein Scheitern vorprogrammiert. Die Feiertage eignen sich nicht dazu, Probleme zu beheben. Alkohol sei kontraproduktiv: "Alkohol enthemmt, jeder weiß, dass Alkoholisierte dazu neigen, falsch zu reagieren", sagt sie. Deshalb rät sie dazu, rauszugehen: "Mit oder auch ohne Kinder, so kommen alle entspannter nach Hause."
"Wenn der Aggressor merkt, dass sich schon die Faust im Sack ballt, soll sie im Sack bleiben." Auch hier sei es besser, Haus oder Wohnung zu verlassen und sich im Freien alleine abzukühlen: "Dann nicht weiter zu diskutieren, sondern am besten schlafen gehen oder auch auswärts, zum Beispiel bei den Eltern, übernachten." Eine SMS zur Information von Frau und Kindern reiche aus, Diskussionen in aufgeheizter Stimmung seien nicht zielführend. "Eine Beziehung rettet man nicht zwischen Weihnachten und Silvester, sondern während des restlichen Jahres." Familienberatungsstellen in allen Bundesländern unterstützen dabei, auch wenn es zu Krisen kommt. Auch auf der Seite des Männernotrufs (0800/246 247) ist von "herausfordernden Zeiten" die Rede; man stehe Männern in Krisen 24 Stunden lang zur Verfügung.
Hilfe für von Gewalt Betroffene
"Mit Gewalt zerstören Sie Ihre Familie und Ihr eigenes Leben, Gewalt zahlt sich nicht aus", richtet sich Logar von der Interventionsstelle an potenzielle Gewalttäter. In der akuten Bedrohungssituation ist für Opfer die Polizei unter 133 die richtige Hilfe.
Viele Frauen berichteten später davon, dass sie das aufgeladene Handy für diesen Zweck in Griffweite hatten. Wertkartenhandys für Frauen, die keines haben, gibt es auch bei der Interventionsstelle. Der Nachbarschaft, Familie und Freundinnen wie Freunden rät Logar, sich einzumischen, "bei den Familien anzuläuten" - auch Zivilcourage könne die Eskalation von Gewalt verhindern.
Bei der Frauenhelpline gegen Gewalt (0800/222 555) könne man abwägen, was konkret hilfreich ist. Ein für die Flucht geparkter Krisenkoffer bei einer guten Freundin mit Dokumenten, Medikamenten, Kleidung, einem Spielzeug der Kinder ist laut Logar so eine Möglichkeit. Viele Frauen warten zwar die Feiertage ab, das aber müsse nicht sein: "Es ist kein leichter Schritt. Wenn es gefährlich wird, ist der eigene und der Schutz der Kinder vorrangig. Lieber einmal zu früh, als zu spät den Notruf wählen."
Notrufnummern
Polizei: 133
Frauenhelpline gegen Gewalt:
0800/222 555
Männernotruf:
0800/246 247
Telefonseelsorge: 142