Branche kämpft bereits mit Lieferschwierigkeiten. | Umsätze steigen um fast ein Drittel. | Wien. Nach dem verhaltenen Wachstum der letzten Jahre explodierte der Dämmstoffmarkt 2006 regelrecht. Laut einer aktuellen Studie des Wirtschaftsberatungsunternehmens Kreuzer Fischer und Partner, stieg die Nachfrage im vergangenen Jahr um 14,9 Prozent, die Umsätze gar um 28 Prozent. Österreichweit wurden im Vorjahr 5.560.000 Kubikmeter Dämmstoffe geordert.
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Die gute Konjunktur führt Kreuzer Fischer und Partner zu einem beträchtlichen Teil auf die thermischen Sanierung von Gebäuden zurück. Wurden 2003 noch mehr als die Hälfte der Dämmprodukte im Neubau abgesetzt, entfielen 2006 bereits 53,1 Prozent auf die Sanierung. Größter Umsatzbringer ist wegen der höheren Durchschnittspreise der Ein- und Zweifamilienhaus-Sektor. "Die Bevölkerung ist sensibler im Bereich der Energie-Effizienz und für das Thema CO 2 -Ausstoß geworden", erklärt Thomas Malloth, Obmann der Immobilientreuhänder. Er ist überzeugt, dass der Trend zur thermischen Sanierung in den nächsten Jahren weitergehen wird, um einen sonst drohenden Verfall der Immobilienrenditen entgegenzuwirken. Speziell Bauwerke aus der Zeit der späten 1950er bis in die 1970er Jahre wurden ohne Rücksicht auf Energie-Effizienz errichtet. "Hier stand vor allem die Grundversorgung der Bevölkerung mit zeitgemäßem Wohnraum im Vordergrund. Energieeffizienz war damals kein Thema", erklärt Zdenka Debartoli vom Tel-Mineralwolle-Hersteller Isover.
Wichtigster Absatzkanal für Dämmstoffe ist der Baustoff-Großhandel. Knapp drei Viertel werden über diese Schiene abgesetzt. Die Bedeutung der Baumärkte in diesem Segment ist eher eingeschränkt.
Die Hauptursache für den Produktionsengpass ist die starke Nachfrage in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Die Errichtung von Hotels, Büros und Wohnhäusern der besseren Kategorie sind für den starken Bedarf in diesen Ländern verantwortlich. Zudem können die Hersteller ihre Produkte in diesen Märkten zu wesentlich höheren Preisen absetzen als in Österreich.
Erschwerend wirkt sich in diesem Zusammenhang die starke Baukonjunktur in Deutschland und Frankreich aus mit ein Grund, dass Dämmstoffe in Europa Mangelware werden.
Kapazitätsprobleme
Die Engpässe in der Versorgung führten dazu, dass sich die Branche von den bisher üblichen "Just in Time-Lieferung" verabschieden musste. "Es war nicht so einfach, die Baubranche an längere Lieferzeiten zu gewöhnen", schildert Debartoli. Manche Hersteller hatten nach eigenen Angaben angesichts der schwierigen Lieferbedingungen mit regelrechten Hamsterkäufen seitens ihrer Kunden zu kämpfen.
"Die Lieferschwierigkeiten im heurigen Jahr sind zu einem Großteil darauf zurückzuführen, dass der Bau aufgrund des nicht vorhandenen Winters fortgelaufen ist", argumentiert Erhard Hammer, Vertriebsleiter von Heraklith Österreich. Gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres konnte Heraklith eine beträchtliche Absatzsteigerung verzeichnen.
Zukunftsaussichten
Etwas geringere Schwierigkeiten als die Hersteller von Glas- und Steinwolle haben die Produzenten von Fassaden-Dämmsystemen auf Styroporbasis. Mussten sie letztes Jahr noch mit Lieferproblemen kämpfen, hat sich heuer die Rohstoffsituation soweit entspannt, dass wieder mit kürzeren Lieferzeiten zu rechnen ist.
"Damit die Hersteller in Zukunft von der steigenden Nachfrage entsprechend profitieren können, müssen wir Systeme für eine bauphysikalisch korrekte sowie erprobte Sanierung entwickeln, appelliert Debartoli. In der Vergangeheit seien hier Fehler passiert.