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Dampfplaudern ist nicht genug

Von Peter Kantor

Wirtschaft

"Wenn du redest, muss deine Rede besser sein, als dein Schweigen gewesen wäre", sagt ein arabisches Sprichwort. Tatjana Lackner kann dem nur zustimmen. Gute Rhetorik finde in den Zäsuren statt, meint die Gründerin der Wiener "Schule des Sprechens", Kommunikationsexpertin, Buchautorin und "Beste Jungunternehmerin 2002". Sie will Menschen, die beruflich oder privat vor Auditorien auftreten, die dafür notwendigen Fertigkeiten vermitteln.


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In den neun Jahren ihres Bestehens hat sich die Schule des Sprechens zu einer Institution entwickelt, an der professionelle Sprecher im deutschen Sprachraum nur schwer vorbeikommen. "Wir coachen so gut wie alles, was sich auf Bildschirm und im Radio bewegt", sagt Tatjana Lackner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" und verweist auf eine lange, prominent besetzte Kundenliste. Moderatoren zahlreicher Radio- und TV-Sender kommen scharenweise in ihr Institut in der Wiener City, um sich entweder ausbilden zu lassen oder ihren sprachlichen Auftritt aufzupolieren.

Lackners Schule findet nicht nur bei Berufssprechern Anklang. Politiker, Ärzte, Lehrer, IT-Fachleute und Menschen vieler anderer Berufsgruppen belegen Seminare und lassen sich coachen, um ihre kommunikativen Fertigkeiten weiterzuentwickeln.

Dampfplauderer auszubilden, hat Lacker dabei nicht im Sinn. Gute Rhetorik finde in den Zäsuren statt, meint sie. Die Devise laute: Überzeugen statt überreden. Ihrer Erfahrung nach sind oft introvertierte Menschen die besten Sprecher.

Das Angebot der "Schule des Sprechens" umfasst eine breite Palette an Kursen, Seminaren und Ausbildungen, von der einzelnen Schnupperstunde zum einjährigen Diplom-Lehrgang und regelmäßigen Trainings von Profis für Profis.

An erster Stelle steht die einjährige Sprecherausbildung, gleichsam die Kernkompetenz des Instituts. "Wir wollen mit unserem Lehrgang auf die neuen Anforderungen eingehen, die sich momentan für den Beruf des Sprechers ergeben", erklärt Lackner. Die Branche befinde sich im Umbruch, die Nachfrage werde heute vorwiegend von der wachsenden Zahl an Privatsendern getragen. Darüber hinaus seien professionelle Sprecher bei Firmenpromotions, für Werbespots, Telefonbandschleifen, E-commerce und Lern-CDs gefragt.

Talent und Ambition sind als Voraussetzung für eine Teilnahme am Lehrgang unabdingbar, das Alter ist hingegen kein Thema. "Unser ältester Schüler war knappe 60, der jüngste 18", so Lackner.

Auf eine Karriere beim ORF zu hoffen, hält Lackner aktuell für wenig sinnvoll, ebenso wie den Wunsch, Synchronsprecher zu werden. "Das nächste Synchronstudio ist die Bavaria und die wollen momentan nur deutsche Sprecher", so Lackner. Ideal sei, die Sprecherausbildung (Kostenpunkt: 6.000 Euro) berufsbegleitend anzulegen und sich damit den Stress zu nehmen, in kurzer Zeit in der Branche Fuß fassen zu müssen.

Der zweite einjährige Lehrgang, der sich laut Lackner zunehmenden Interesses erfreut, ist die Trainerausbildung. Sie fußt auf den drei Säulen Rhetorische Bildung, Persönlichkeitscoaching und Methodisch-didaktische Bildung und wird mit einer Diplomarbeit abgeschlossen.

Professionelle Lektoren an der Schule und prominente Lektoren von außerhalb garantieren die Qualität der beiden Ausbildungsschienen. Frank Hoffmann, Ernst Grissemann, Hans Besenböck und Günter Frank zählen zu den Lehrern und sollen sicherstellen, dass, wie Lackner sagt, "die Kursteilnehmer bei uns nicht nur unseren Stallgeruch annehmen."

Auch wer nicht gleich eine Berufsausbildung beginnen will, sondern sich "nur" in Sachen Sprache und Kommunikation weiterentwickeln möchte, ist in der Schule des Sprechens an der richtigen Adresse.

Als Einstieg wird eine Schnupperstunde offeriert, die eine erste Idee der eigenen sprachlichen und persönlichen Qualitäten und Defiziten gibt. Darüber hinaus geht die Kommunikations-Expertise, bei der in insgesamt drei Stunden Karriereorientierte und Weiterbildungswillige ihr rhetorisches und stimmliches Können analysieren lassen können. Dazu muss ein Nachrichtentext laut vorgelesen werden. "Dabei lässt sich heraushören, wie die Stimme sitzt, wie Atemfluss, Modulation, Sprachmelodie und Aussprache sind", so Lackner. Dann heißt es, unvorbereitet über ein bestimmtes Thema zu plaudern - ein Test für Sprachgewandtheit, Sprachmuster und Sympathie. Beim Audiocheck wird geprüft, wie die Stimme über das Mikro kommt, beim Antworten vor der Videokamera der Gesamteindruck. Zum Abschluss geht es um die Dominanz der Gehirnhälften. Fokussierte Fragen testen aus, welche Gehirnhälfte aktiver ist, ob man eher kreativ-intuitiv, oder logisch-analytisch veranlagt ist.

Information: Schule des Sprechens: Tel. 0 67 6/517 88 17; http://www.sprechen.com