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Neue Ausschreitungen befürchtet. | Dänischer Premier um Schadensbegrenzung bemüht. | Kopenhagen/Teheran. "Die Wunden des Karikaturenstreits beginnen gerade erst zu heilen und jetzt das!", seufzte ein hochrangiger dänischer Diplomat am Dienstag und befürchtete ein Wiederaufflammen der Gewalttätigkeiten und des Warenboykotts, die der dänischen Führung schon zu Beginn des Jahres zu schaffen machte. Diesmal ist der Stein des Anstoßes keine Karikaturen-Serie, sondern ein von der Jugendorganisation der rechten Dänischen Volkspartei gedrehtes Video, in dem abermals der Prophet Mohammed verhöhnt wird.
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Das dänische Staatsfernsehen hatte am Freitag das im August gefilmte Video über einen "Wettstreit" der Jugendorganisation der Dänischen Volkspartei (DVP) erstmals gezeigt, bei dem es darum ging, wer den Propheten Mohammed in der "erniedrigendsten Weise" zeichnen könne.
"Geschmackloses
Verhalten"
Dänemarks Ministerpräsident, Anders Fogh Rasmussen, der mit der DVP parlamentarisch eng zusammenarbeitet und von ihr als Mehrheitsbeschafferin abhängig ist, bemühte sich diesmal sofort um Schadensbegrenzung. Er erklärte seit Sonntag mehrmals, bei der Aktion handle es sich um das "nicht akzeptable und geschmacklose Verhalten einer Gruppe junger Menschen", von dem er "schärfstens" Abstand nehme.
Trotzdem war diese "neuerliche dänische Provokation" die Topstory der vergangenen Tage in der muslimischen Medienwelt. Irans Außenministerium bestellte am Montag sogar den dänischen Botschafter in Teheran ein und protestierte gegen die "neuerliche Beleidigung", mit der letztlich mehr als eineinhalb Milliarden Muslime weltweit verhöhnt würden. Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad warnte zudem vor einer neuen Protestwelle in der islamischen Welt. "Jene, die zu den lächerlichen Beleidigungen gegen den großen Propheten des Islam geschwiegen haben, sollten wissen: Wenn die Wut der Muslime anschwillt wie ein wilder Ozean, dann wird sie garantiert außer Kontrolle geraten", sagte er am Sonntag bei einer Kabinettssitzung in Teheran. "Ungezogene Menschen ohne Werte stehen hinter diesen Beleidigungen."
Auch in der übrigen islamischen Welt wurde das schnelle Eingreifen Rasmussens zwar begrüßt, doch mittels dem einflussreichsten Sprachrohr der arabischen Welt, dem Fernsehsender "Al-Jazeera", plädierten radikale Imame für schärfere Proteste, weil Dänemark nichts gelernt habe und es einfach nicht kapieren wolle.