Wirtschaftskrise trifft Ältere nicht übermäßig stark. | Kopenhagen. Von wegen "altes Eisen": Trotz Krise und explodierender Arbeitslosenzahlen werden ältere Arbeitnehmer in Dänemark nicht verstärkt in den Vorruhe stand (für Menschen ab 60) gedrängt. Im Gegenteil: Während die Zahl der Vorruhestandsnehmer im Jänner 2008 noch bei 149.000 lag, soll sie bis Ende 2009 auf 139.000 fallen.
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"Das überrascht uns. Bei all den Sparmaßnahmen und Kündigungen hätten wir mit mehr Druck auf Ältere gerechnet", sagte Frederik Pedersen vom Arbeiter-Wirtschaftverband (AE) zur Zeitung "Politiken".Die Zahl der Arbeitslosen hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt und peilt nun die 100.000-Marke an. Doch trotz hoher Arbeitslosigkeit im Holz-, Industrie- und Bausektor sind Über-55-Jährige in der Statistik bisher nicht überrepräsentiert.
Derzeit sind es die starken Geburtenjahrgänge von Ende der 40er-Jahre, die ein Recht auf Efterløn (siehe Infokasten) haben. Doch ein immer kleinerer Teil der über 60-jährigen wählt diese Pensionslösung. Anfang 2007 optierten dafür 54 Prozent, nun liegt der Anteil bei 50 Prozent.
Zum einen gilt es als finanziell attraktiver, erst mit 62 oder 63 Jahren in den Vorruhestand einzutreten. Zum anderen erhalten 65-Jährige, die Efterløn nicht in Anspruch nehmen, 18.000 Euro Prämie. "Manche warten, weil ihre Pension wegen des Kursverfalls weniger wert ist", sagt Pedersen.
Die Boom-Jahre mit Personalknappheit hätten zudem die Einstellung der Firmen verändert - ältere Arbeitnehmer wurden als Ressource erkannt, die man nicht leichtfertig vor die Tür setzt. In wenigen Jahren werde Dänemark diese Arbeitskräfte brauchen, ist Pedersen überzeugt.
Wissen
"Efterløn" richtet sich an Arbeitnehmer zwischen 60 und 65, die aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden wollen und Bedingungen erfüllen - wie mindestens 25 Jahre in die Arbeitslosenkasse eingezahlt zu haben. Möglich ist auch Teilzeit-Rente neben reduzierter Erwerbsarbeit.