Zahl der Anzeigen von Privatpersonen steigt um 15 Prozent. | Motive oft auch Rachsucht und Neid. | Kopenhagen. In den Amststuben der dänischen Finanzämter geht's rund: Täglich rufen besorgte Bürger an, die andere - natürlich anonym - anschwärzen. Manche schicken sogar belastendes Bildmaterial mit, um ihren Verdacht zu untermauern. Darauf abgelichtet: Schwarz arbeitende Handwerker oder Autos mit ausländischem Kennzeichen, schreibt die Tageszeitung "Politiken".
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Am stärksten hätten die Anzeigen in der Region rund um die Hauptstadt zugelegt. Über die Hälfte der tausend bis 1200 Hinweise, denen das Finanzamt jährlich in Kopenhagen nachgeht, kommt den Angaben zufolge von ganz normalen Privatpersonen. Die Tendenz ist steigend: So sind im ersten Quartal in Kopenhagen um 15 Prozent mehr Hinweise von Bürgern eingegangen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auch da war bereits ein Anstieg im Vergleich zu 2005 bemerkt worden.
Informationen würden obendrein viel genauer und detaillierter gegeben, heißt es. "Leute, die anrufen, sind verärgert. Sie haben es satt, dass andere den Staat betrügen", erklärt Søren Ejstrup, Finanzamt-Chef auf der Insel Fyn.
Die Anrufer würden nicht von Missgunst getrieben, sondern fühlten sich der gesellschaftlichen Moral verpflichtet. "Sie stützen sich auf ihr Rechtsbewusstsein und sehen sich nicht als Denunzianten, wenn sie ihrem Unmut Luft machen", meint auch Lisbet Hedelund vom Finanzamt Kopenhagen.
Post vom Ex-Gatten
Keine so hehren Motive will man den beflissenen Helfern im Finanzamt Nord-Jütland zugestehen. Auch wenn es tatsächlich um Rechtsbruch gehe - oft wollten sich Vernaderer einzig und allein rächen oder seien einfach neidisch. Nachbarn und Ex-Gatten, die dem anderen eins auswischen wollen, sind laut "Politiken" die typischen Informanten.
Die meisten Tipps würden Schwarzarbeit betreffen, aber es gebe auch Hinweise über illegale Waren oder Fahrzeuge mit nicht-dänischem Kennzeichen, so Hedelund. Ein Ausländer, der nach Dänemark zieht - und beim derzeitigen Wirtschaftsboom sind das viele - muss sein Auto laut Gesetz nach spätestens zwei Wochen ummelden und die "Registrierungsabgabe" leisten, eine äußerst kostspielige Angelegenheit. Dem Bericht zufolge sind insbesondere Kiosks, Pizzerias, Gemüsehändler und Restaurants - traditionell in der Hand von nicht-ethnischen Dänen - Gegenstand der Hinweise.