Arbeitslosigkeit | in Dänemark weiter im Sinkflug. | Trotzdem mehr Maurer ohne Job - schuld daran ist der abgeflaute Bauboom. | Kopenhagen. Im vergangenen Jahr hat es drei Mal so viele ausländische Bauarbeiter nach Dänemark verschlagen als 2005. Im gleichen Zeitraum ist die Arbeitslosigkeit unter dänischen Maurern überraschend von 2,1 auf 3,1 Prozent gestiegen. Und das, obwohl die Rate insgesamt Monat für Monat weiter sinkt - zuletzt im Juni um 2000 Personen von 3,6 auf 3,5 Prozent.
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Gerade noch 97.400 Menschen sind in dem Land mit seinen knapp über fünf Millionen Einwohnern ohne Job, Experten halten sogar einen weiteren Rückgang auf 90.000 für realistisch. In den vergangenen dreieinhalb Jahren hat sich die Zahl der Arbeitssuchenden laut dem Wirtschaftsportal Børsen um 90.000 verringert, also fast halbiert.
Doch der extrem niedrige Prozentsatz ist für manche Experten ein Hinweis darauf, dass das Risiko einer Überhitzung der Wirtschaft nach wie vor groß ist. Unternehmen hätten nicht nur mit Kapazitätsproblemen und Lohndruck zu kämpfen, sie müssten auch noch mit der öffentlichen Hand um Arbeitskräfte konkurrieren, so Chefanalyst Anders Matzen von Nordea Markets.
Dumpinglöhne kritisiert
Die Maurer haben angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit in ihren Reihen jedenfalls andere Sorgen. Manche Ausländer würden für weniger Lohn arbeiten als Dänen, außerdem seien viele über Leiharbeitsfirmen angestellt und daher leichter wieder loszuwerden, kritisiert Allan Pedersen, Branchenverbands-Vize der Maurer in der Zeitung "Fyns Stiftstidende".
Diese Ansichten teilt Henny Wilfert vom größten Bauunternehmen des Landes, MT Højgaard, nicht. "Könnten wir einheimische Fachleute finden, wir würden sie nehmen. Das würde vieles erleichtern", so die Konsulentin. Denn Sprachprobleme und eine unterschiedliche Spezialisierung erschwerten die Zusammenarbeit mit beispielsweise deutschen Arbeitern. Vom Lohn her könne sie keinen Unterschied erkennen - jedenfalls nicht bei einem Großunternehmen wie MT Højgaard.
Eine mögliche Erklärung bietet Henrik Sørensen vom dänischen Bauverband. Es handle sich bei den arbeitslosen Maurern um ein "mittelfristiges Phänomen", das eher dem ins Stocken geratenen spekulativen Wohnbau, insbesondere in und um Kopenhagen, zuzuschreiben sei. So wüssten die Bauunternehmen unter Umständen gar nicht, dass - nach Jahren - nun auch wieder Einheimische auf Jobsuche seien.