· Nicht unbedingt freundliche Vergleiche mit Österreich erschüttern derzeit die politische Landschaft Dänemarks. Nach einer am Montag veröffentlichten Umfrage setzt sich der rasante | Vormarsch ausländerfeindlicher Rechtspopulisten bei den Skandinaviern fort.
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Als immer wahrscheinlicher gilt in Kopenhagen die Ablösung der sozialdemokratischen Regierung durch eine Mehrheit aus Alt- und Neu-Rechten nach den nächsten Wahlen.
15,7 Prozent der Wähler wollen ihr Kreuz bei der Dänischen Volkspartei machen, die am Wochenende in ganzseitigen Zeitungsanzeigen einen obdachlosen Dänen sagen ließ: "Wenn ich Moslem geworden bin,
möchte ich eine Wohnung haben. Man bekommt ja keine, wenn man dänischer Abstammung ist." Neben Anzeigen empörter Bürger wegen rassistischer Hetze trug dies Pia Kjärsgaard, Chefin der
Dänischen Volkspartei, den Vorwurf ein, "aus dem selben Stoff zu sein wie Hitler".
Peter Duetoft von der liberalen Zentrumspartei begründete die Attacke damit, dass Kjärsgaard wie Hitler die Bevölkerung in "Ober- und Untermenschen" aufteile sowie sozial schwache Gruppen
gegeneinander aufhetze. Ein so harter Ton ist im politischen Alltag Dänemarks neu. Trotz einer Ausländerquote von unter sieben Prozent, weniger als fünf Prozent Arbeitslosigkeit und akutem
Arbeitskräftemangel in zahlreichen Branchen sowie schwarzen Zahlen im Haushalt macht kein Thema seit Monaten annähernd so dicke Schlagzeilen wie "die Ausländer".
Dass die dänischen Medien hier eine zentrale Rolle spielen, bestätigte ihnen jetzt in kritischer Absicht das "EU-Zentrum zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenhass": Dänische Medien hätten
angesichts harter Konkurrenz um Auflagen und Einschaltquoten die Ausländerdebatte komplett verzerrt. Dabei verwandte, verkehrte Zahlen über Asylbewerber und Ausgaben für Flüchtlinge seien von
Politikern unkritisch übernommen worden.
Profitiert hat davon politisch vor allem die Kjärsgaard-Partei. Nach oben schnellten ihre Umfragewerte auch, als sie vorschlug, die Angehörigen straffälliger Jugendlicher aus Einwandererfamilien
gleich mit in das jeweilige Heimatland auszuweisen.
Die Sozialdemokraten von Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen dagegen stürzten von 36 Prozent bei den Wahlen 1998 auf derzeit 24 Prozent ab. Rechtsliberale und Konservative können allen aktuellen
Umfragen zufolge mit Unterstützung von Kjärsgaard auf eine klare Mehrheit im nächsten "Folketing" rechnen. Die Rechtspopulisten sollen nicht direkt mitregieren und geben sich vorerst auch mit
der Rolle des Mehrheitsbeschaffers zufrieden.
Entsetzt über diese Entwicklung äußern sich nicht nur traditionell linke oder liberale Stimmen. Hans Skov Christensen, Geschäftsführer des Dänischen Industrieverbandes, schrieb in einem
Zeitungskommentar zur aktuellen Ausländerdebatte: "Ich bin es leid, dem inneren Schweinehund und seinen Züchtern zuzuhören." Politikern aller Parteien warf Christensen vor, bei der Jagd nach Stimmen
an diesen "inneren Schweinehund" zu appellieren.