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Dänische Spitäler kämpfen um Personal

Von WZ-Korrespondentin Sylvie Maier

Wirtschaft

Es fehlen 1500 Krankenschwestern. | Doppelter Lohn für bloße Aushilfsjobs. | Kosten für Vertretung steigen. | Kopenhagen. Wer in Dänemark ins Spital kommt, muss nicht nur den Operationstisch fürchten - sondern auch, ob eine Pflege davor und danach überhaupt möglich ist.


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Denn der Mangel an Krankenschwestern und -pflegern ist bereits so groß, dass die Spitäler des Landes in zunehmendem Ausmaß auf Vertretungen zurückgreifen. Das belastet sowohl die Finanzen der Gesundheitseinrichtungen als auch die tägliche Routine in den Spitälern.

Immer mehr Schwestern gehen lieber zu einem Personalvermittler, wo sie für beinah den doppelten Lohn von einem Aushilfsjob zum nächsten springen, anstatt Vollzeit fix in einem Spital zu arbeiten. Nun schlägt die Fachvertretung Alarm, schreibt Berlingske Tidende. "Der große Verschleiß an Aushilfen schafft Unruhe und Unsicherheit unter den Patienten, die ständig mit neuen Gesichtern konfrontiert sind", stellt Bente Ourø Rørth, Pflegedirektorin im Nordsjællands Hospital, fest. Außerdem gebe es auch Vertretungen, die die Abläufe nicht kennen und zu wenig Einblick in die speziellen Krankheiten in den einzelnen Abteilungen hätten. "Aushilfen sind ganz klar eine Notlösung, die aber leider vielerorts zu einem festen Bestandteil geworden ist", sagt Rørth.

In den drei Spitälern auf Nordseeland - Hillerød, Helsingør und Frederikssund - sind die Ausgaben für Vertretungen in dem Bereich 2006 im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel auf 20 Mio. Kronen (2,6 Mio. Euro) gestiegen. Mehr als das Dreifache - sechs Mio. Kronen (0,8 Mio. Euro) - gegenüber 2004 musste das Frederiksberg-Krankenhaus im Vorjahr berappen.

Eitel Wonne herrscht hingegen bei den auf Krankenhauspersonal spezialisierten Zeitarbeitbüros: Landesweit ist ihr Umsatz in zwei Jahren um 18 Prozent auf 1,6 Mrd. Kronen (214,7 Mio. Euro) gestiegen. In ganz Dänemark fehlen 1550 Krankenschwestern - eine Steigerung um 35 Prozent in nur einem Jahr.

Katastrophe für

Gesundheitswesen

Täglich müssen die Personalvermittler Anfragen von öffentlichen Krankenhäusern ablehnen. Von einer "katastrophalen Entwicklung für das Gesundheitswesen" spricht Connie Kruckow, Vorsitzende des dänischen Krankenschwesternverbandes. "Sowohl für das Personal, das fix auf einer Station ist, als auch für die Patientensicherheit." Um die Spirale zu stoppen, müsse eine langfristige politische Lösung her, so die Forderung des Verbands: Mehr Ausbildungsplätze, höhere Gehälter für Festangestellte, und bessere Arbeitsbedingungen, um das Personal in der Branche zu halten. Als ersten Schritt will die Regierung nun jedenfalls die Kapazitäten der Krankenschwesternschulen um mehrere hundert Plätze ausweiten.