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Die einen sammeln Briefmarken, die anderen Panini-Pickerln. Und Christoph Strasser? Der sammelt Kilometer - und das auf dem Sitz eines Drahtesels. Auf den ersten Blick möchte man meinen, der gute Mann aus der Steiermark hat nichts Besseres zu tun, als sich jedes Jahr immer an denselben Rennen der Marke "Race-Across-Irgendwas" und "24 Stunden" abzuarbeiten - und das bei nur einer Stunde Schlaf pro Tag und auf Kosten seines Körpers. "Alles, was ich mache, ist, rechts und links hinunterzutreten und zu essen und zu trinken", beschrieb er im TV die Eintönigkeit seiner Arbeit. "Manchmal weiß ich nicht einmal, wo ich bin und was ich da mache." Dass er sich die Mühen zum Nulltarif antut, verwundert noch mehr: Denn Preisgeld gibt es keines, und auch Applaus ist selten. Bei seinem letzten großen Erfolg, dem Sieg beim "Race Around America" 2014, durfte sich Strasser nach Absolvierung der 5000 Kilometer von Los Angeles nach Annapolis über eine Holztrophäe und einen feuchten Händedruck von den rund zehn Fans im Ziel freuen. "Das Rennen interessiert in den USA keinen", gibt er sogar selbst zu.
Nun, auch wenn der Radsportler letztlich mit Werbeverträgen und Motivationsworkshops für Firmen sein Brot verdient, so stellt sich doch die Frage nach dem Sinn. Ein Pokal, mit dessen Aufschrift niemand etwas anfangen kann - bei allem Respekt für die gezeigte Leistung -, ist nicht unbedingt das, was jemanden zur Legende macht. Vielleicht ist das auch ein Hintergrund, warum Strasser als aktuelles Projekt eine Rekord-Australiendurchquerung gewählt hat. Vor zwei Tagen ist er in Perth gestartet, um den Kontinent in der Rekordzeit von nur sieben Tagen zu durchradeln. In Sydney werden ihn zwar auch diesmal nur wenige Fans erwarten. Dafür winkt aber eine Eintragung in das Guinessbuch der Rekorde. Und das ist immerhin etwas.