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Dank "Wiener Zeitung" vom Schicksal des Vaters erfahren

Von Heiner Boberski

Wissen

Australier aus Wien las am richtigen Tag die "Wiener Zeitung". | Sein Vater fiel unter "Stalins letzte Opfer". | Wien. Wie hilfreich das Forschen der Historiker - und das Berichten von Medien darüber - sein kann, bestätigte dieser Tage ein Brief. Der Verfasser, Paul G. Roberts (früher Paul Georg Boris Ryzewski), richtete ihn an Stefan Karner und Barbara Stelzl-Marx, die Herausgeber des jüngst erschienenen Werkes "Stalins letzte Opfer" (siehe "Wiener Zeitung" vom 1. April, Seite 10).


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In dem Brief hieß es: "Das Leben hat mir schon öfters Zufälle geliefert, aber der heutige Zufall ist äußerst ungewöhnlich: Ich bin ein geborener Wiener - Jahrgang 1947 -, lebe aber nun schon seit fast 40 Jahren in Australien. Ich komme eigentlich nur selten nach Wien, so etwa alle 2-3 Jahre ...

Zur Zeit bin ich wieder einmal auf Besuch in Wien, und las durch Zufall in der heutigen Ausgabe der "Wiener Zeitung" über die Publikation Ihres neuen Buches "Stalins letzte Opfer" - und dachte mir sofort: "Könnte es sein, dass mein Vater in diesem Buch erwähnt wird?" Ich eilte zur nächsten Buchhandlung, fand ein Exemplar, und sah sofort den Namen meines Vaters im Personenregister - Dr. Roman Ryzewski. Sie können sich gar nicht vorstellen, die Turbulenz der Gefühle, die da zum Vorschein kamen: 1961 - zehn Jahre nachdem mein Vater verschleppt wurde - als ich 14 Jahre alt war und mein Bruder Peter 16, erhielt meine Mutter (Karoline Ryzewski) eine Nachricht vom "Schwarzen Kreuz", welche besagte, dass mein Vater 1951 in einem russischen Lager an Lungenentzündung verstarb. (. . .) Ohne Ihre Nachforschungen, das Erscheinen dieses Buches (und den Zufall, dass ich über dieses Buch in Wien in der Zeitung las) hätte ich niemals die Wahrheit über das Schicksal meines Vaters erfahren. (Meine Mutter und mein Bruder sind leider schon verstorben.) Ich möchte Ihnen von ganzem Herzen Dank sagen für Ihre wunderbare Arbeit."

Roman Ryzewski, Jahrgang 1918, war Doktor der Medizin und nach dem Weltkrieg arbeitslos. Die Sowjets warfen ihm Spionage für die Amerikaner vor, weil er diese gegen Geld über von den Sowjets weggeworfene Akten, über die Farben der Schulterklappen sowjetischer Militärangehöriger und mit Skizzen über die Dislozierung sowjetischer Truppen informiert hatte. Während Ryzewski am 7. April 1951 in St. Pölten eine solche Skizze anfertigte, nahmen ihn sowjetische Soldaten fest. Seine Familie erfuhr nicht, was mit ihm geschehen war.

Am 15. August 1951 wurde Ryzewski zum Tod durch Erschießen verurteilt, sein in einem Moskauer Archiv aufbewahrtes Gnadengesuch (siehe Abbildung), in dem er auf seine finanzielle Notlage hinwies und um Umwandlung der Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe bat, am 26. September vom Obersten Gericht abgelehnt, das Urteil am 10. November 1951 vollstreckt.

Seine sterblichen Überreste - der Leichnam wurde eingeäschert - ruhen in einem Massengrab auf dem Donskoe-Friedhof in Moskau. Roman Ryzewski wurde am 30. Mai 1998 von den Russen rehabilitiert.