Zum Hauptinhalt springen

Danke, so ein schöner Erdapfel!

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es gibt einen sehr grausamen Menschen im amerikanischen Fernsehen. Der Mann ist höchstwahrscheinlich für so manche zukünftige Psychotherapeutensitzung verantwortlich. Sein Name ist Jimmy Kimmel. Er ist Moderator einer Late-Night-Show und er stiftet seine Zuseher an, Böses zu tun. Zu Halloween hat er Eltern dazu aufgerufen, ihren Kindern zu sagen, dass sie ihnen alle hart verdienten "Trick or Treat"-Zuckerl weggenascht haben. Und die Sprösslinge bei dieser hundsgemeinen Hinters-Licht-Führung zu filmen. Die Reaktionen waren unterschiedlichster Natur - sie gingen von blankem, sprachlosem Entsetzen bis zu lakonischen Bemerkungen wie: "Ihr werdet schon sehen, wenn ihr jetzt Bauchweh bekommt." Das Video machte auf YouTube die Runde, wo sich Tausende total politisch unkorrekt auf Kosten betrogener Kinder amüsierten.

Kürzlich brachte Kimmel eine Fortsetzung dieses maliziösen Aktes. Diesmal ließ er die Eltern den Kindern völlig wertlose Weihnachtsgeschenke überreichen. Zum Beispiel eine Batterie. Oder eine Klammermaschine. Oder ein angebissenes Sandwich. Man muss es ehrlich sagen: Der komödiantische Wert der Aktion ist tatsächlich hoch. Allein der Blick des Mädchens, das einen Erdapfel aus ihrem Geschenksackerl zieht, ist unbezahlbar.

Natürlich ist die Botschaft simpel und wohlbekannt: Weihnachten ist mehr als Packerl aufreißen. Aber es ist erfrischende Gesellschaftskritik am Konsumwahn, weil für amerikanische Verhältnisse direkt subversiv. Aber ganz ehrlich: Wer könnte als Erwachsener eine Kartoffel auspacken und die Contenance bewahren?