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Es gibt sie, die Menschen, die das Ende von einem Krimi zuerst lesen. Sie sind in der Minderheit. Die meisten Menschen empfinden es eher als Vergnügen, eine spannende Geschichte in ihrer natürlichen Chronologie zu erfahren. Der neue Bond wurde nun in einer österreichischen Zeitung informationsfreizügig rezensiert und echauffierte damit die Filmfirma Sony. Journalisten erhielten daraufhin ein Schreiben, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass man doch extra darum gebeten habe, nicht zu viel zu verraten und dass dieser "Ausrutscher" dazu führen könnte, dass den Medien in Österreich keine Filme von Sony mehr vorab gezeigt werden könnten.
Ganz abgesehen davon, ob es nun eine glückliche Entscheidung ist, das Ende des Films zu verraten, gibt es grundsätzlich eine Sache, die Journalisten nicht gern machen: sich vorschreiben lassen, was sie schreiben dürfen. Auch wenn sie noch so hübsche "Skyfall"-Füllfedern mit passendem Notizbuch geschenkt bekommen. Also, sagen wir mal, die meisten Journalisten. In einer Zeit, in der die Unterhaltungskultur seriöse Kritik kaum mehr schätzt und immer mehr davon auszugehen scheint, dass Medien allein dazu da sind, als willfährige Schreibknechte Gratiswerbung zu machen, musste diese subtile Drohgebärde von Sony zu einem Aufschrei führen, der nicht nur auf Facebook zu Debatten führte. Denn weitergedacht ist das eine gute Ausrede dafür, dass man Kritikern den Zugang zu den Filmen verwehrt: Damit endlich nur mehr die gewünschten PR-Texte in den Gratiszeitungen stehen.