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Dann doch lieber Zweiter von hinten

Von Christina Böck

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Als misserfolgsgewöhnter Song-Contest-Teilnehmer war für Österreich über Jahrzehnte oft die einzige Frage, die einen aufrecht hielt, wenn man wieder einmal von "douze points" mehr als einen Conchita-Bart entfernt war: Haben wenigstens die Deutschen eh nicht gewonnen?

So einfach ist die Welt schon lange nicht mehr. Der letzte Platz beim Eurovision Song Contest ist uns zwar noch immer nicht fremd - zuletzt belegten wir ihn direkt ein Jahr nach dem Sieg, worüber mancher in die Veranstaltung (finanziell) Involvierter recht erleichtert gewesen sein soll.

Das Null-Punkte-Karma hat sich aber doch recht verwegen zu den Nachbarn verlagert. Die sind nun schon seit einigen Jahren Erste von hinten. Heuer halt Zweite von hinten. Häme über solche Verlierer-Routine ist da selbst für hartgesottene Zyniker nicht mehr erquicklich. Es ehrt die Deutschen, dass sie gar nicht daran denken, hinzuschmeißen. Der Veranstalter, die EBU (European Broadcasting Union), wird auch froh sein, wenn aus den meistzahlenden sogenannten Big Five nicht plötzlich Big Four werden.

Einen Abgang hat der ESC wohl ohnehin zu beklagen. Im Trubel der Heiterkeitsveranstaltung ging ein wenig unter, dass der israelische Punkteverkünder mitteilte, dass dies der letzte Song Contest für den Sender IBA sei. Der wurde vergangene Woche überfallsartig geschlossen, ein paar Mitarbeiter durften noch für den Liederbewerb ausharren. Dann wurde IBA Samstagnacht endgültig abgedreht.

Also alles relativ: Die deutsche ARD kann wenigstens noch selbst entscheiden, ob sie wieder beim ESC antreten will.